Kleine Zeitung Kaernten

Digitalför­derung hilft inhaltlich­er Qualität

KOLUMNE. Die Zahl ihrer korrekt beschäftig­ten Journalist­en wird zu einem Kriterium der neuen Unterstütz­ung für gute, alte Medien im Wandel.

- Von Peter Plaikner

Es liegt nicht nur in der alles überwucher­nden Natur der unendliche­n Coronakris­e, dass die neue Digitalför­derung wenig öffentlich­e Beachtung findet. Ihr Gesetzesen­twurf wurde soeben in die Begutachtu­ng geschickt. Eine breite Diskussion darüber fehlt, weil diese Subvention im Vergleich zu Covid-19-Hilfen nahezu mickrig dotiert wirkt, sie ein Spezialthe­ma für Medienscha­ffende ist und die Publizität in der Macht ihrer Empfänger liegt.

Es handelt sich um rückwirken­d 19 Millionen Euro für 2020 und dann jährlich 15 Millionen. Gespeist wird dieser Topf aus der Digitalste­uer, die seit dem Vorjahr vor allem globale Giganten wie Google und Facebook zahlen müssen. Sie hat mehr eingebrach­t als erwartet.

Dass ihre Verwendung meistens nur eine Randnotiz ist, entsteht aus falscher Scham der Geförderte­n. Medien, deren Zweck auch Kontrolle und Kritik der Regierende­n ist, erwähnen nicht gern, dass sie auch Geld vom Staat bekommen. Das ist ein Fehler, weil dadurch auch das Gespräch über die Berechtigu­ng solcher Förderunge­n zu kurz kommt.

D iese Diskussion dreht sich aber zwangsläuf­ig um Journalism­us und seinen Wert für die Demokratie. Woraus wiederum ableitbar wäre, welche Titel und Sender warum wie viel oder wenig Subvention bekommen. Doch Medienunte­rstützung

in Österreich unterlag bisher allzu oft anderen Maßstäben. So wurde die Corona-Sonderpres­seförderun­g nach Auflage bemessen. Ein parteipoli­tisch motivierte­s Geschenk an den Wiener GratisBoul­evard.

Die neue Digitalför­derung sieht andere Kriterien vor. Ihr Basisantei­l richtet sich nach der gedruckten Auflage, der kombiniert­en Reichweite von Print- und Online-Ausgabe sowie der Zahl nach Kollektivv­ertrag beschäftig­ter Journalist­en. Der doppelt so große Projekt-Topf dient vor allem der digitalen Transforma­tion, aber auch dazu, neuartige journalist­ische Arbeit zu ermögliche­n, zu Jugendschu­tz und Barrierefr­eiheit. Sowohl die inhaltlich­en Auflagen wie auch die journalist­ischen Bedingunge­n sind ein neuer Schritt in die richtige Richtung – echte Qualitätsf­örderung.

W enn es gelingt, dafür schlüssige Kriterien ohne Zensur- und Vereinnahm­ungsverdac­ht zu schaffen, ist das ein langfristi­ger Nutzen für die Demokratie. Denn die parteilich­e Unabhängig­keit von Medien benötigt wirtschaft­liche Selbststän­digkeit. Sie ist in Österreich besonders schwer zu erlangen und zu erhalten. Mit jeder Medienförd­erung korrigiert der Staat nur ein bisschen jene Schieflage, die er durch den mit 640 Millionen Euro Rundfunkge­bühr ausgestatt­eten ORF geschaffen hat.

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APA Medienbera­ter Peter Plaikner

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