Der Mann hinter dem Tanzvirus
Master KG (25) brachte mit „Jerusalema“die Welt in Bewegung.
Die erste Welle hat eine Gruppe junger Angolaner losgetreten. Vier Männer und zwei Frauen tanzten in einer anfangs ganz spontan ausschauenden Aktion, jeder mit einem Teller Essen in der Hand, zum Song „Jerusalema“. Der Angola-Cluster hat die halbe Welt infiziert. Vor allem über das Netzwerk TikTok verbreitete sich 2020 die „Jerusalema Dance Challenge“, die bis heute in immer neuen Wellen über den Globus schwappt.
Hinter dem Song zum hochinfektiösen Tanz steckt der südafrikanische Musiker Kgaogelo Moagi alias Master KG, der ihn bereits im August 2019 aufnahm. Es ist ein leichter, anmutiger HouseTrack, der anfangs unspektakulär wirkt, der sich aber dennoch im Gehörgang festsetzt. Master KG wirkt bei den zahlreichen Interviews immer noch recht verdattert ob seines unverhofften Erfolgs. Er wollte laut Eigenaussage eigentlich nur eine friedvolle, spirituelle Nummer schreiben, mit viel Seele und einem ebenso beseelten Text über die „Heimat Jersusalem“und mit der Bitte um Gemeinschaft. Der Song selbst erreichte in Österreich im September fast die Spitze der Charts.
Solche Internetphänomene sind nicht erklärbar, niemand weiß, warum ausgerechnet (mittlerweile wieder fast vergessene) Dinge wie die „Ice Bucket Challenge“oder das „Planking“viral gegangen sind. Master KGs „Jerusalema“wurde zum Zeitvertreib, mit dessen Hilfe die von Lockdowns und Abstandsregeln voneinander entfernten Menschen etwas Fröhliches gemeinsam machen konnten: Beim Tanz unterschreitet man keine Mindestabstände.
Master KG, in Südafrika schon vor „Jerusalema“kein unbeschriebenes Blatt, darf sich freuen. Die Plattenfirma Warner mahnt unterdessen die Einhaltung von ein paar Spielregeln ein: Es gab schon Forderungen an Organisationen wie Polizei und Feuerwehren, für die Musiknutzung Gebühren zu bezahlen – wobei die Plattenfirma laut Eigenauskunft teilweise nur symbolische Beiträge in Rechnung stellt.