Kleine Zeitung Kaernten

Großer Auftritt für Reste

Verzicht versus Verschwend­ung: warum man nicht nur in der Fastenzeit Lebensmitt­eln mehr Aufmerksam­keit schenken sollte und wie viel Sie dadurch sparen können.

- Von Carmen Oster

Das Leben ist hart – vor allem für Brot in Österreich. Jedes fünfte landet im Müll, wenn es seine reschen Tage hinter sich hat. Wien allein wirft jeden Tag so viel Brot weg, dass es für Graz reichen würde. Zahlen, die schockiere­n und Vincent Fricke dazu veranlasst­en, ein Buch mit Tipps gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung zu schreiben. „Wir kaufen faul ein und kochen auch so“, lautet das Resümee des Münchner Kochs und Caterers. 521.000 Tonnen Lebensmitt­el landen jährlich in den österreich­ischen Haushalten im Mistkübel – Essen im Wert von 250 bis 800 Euro pro Haushalt.

Doch wo beginnt der Teufelskre­is? „Die Verschwend­ung beginnt schon beim Einkauf “, holt Fricke aus. Die größten Fehler: hungrig und ohne Plan ins Geschäft zu gehen. So erliegt man

Spontankäu­fen sowie Sonderange­boten und es landet am Ende mehr im Einkaufswa­gen, als man verwerten kann. Daher beginnt der Einkauf bereits zu Hause – mit dem Erstellen einer Einkaufsli­ste. Was ist für die kommenden Tage geplant? Wie viele Personen müssen wie oft bekocht werden? Außerdem sollte man regelmäßig Inventur in Kühlschran­k und Regalen machen: Was hat man noch, was muss nachgekauf­t werden? Und: Was muss aufgebrauc­ht werden, weil es ansonsten verdirbt? Wenn ich es nicht mehr verbrauche – wem kann ich es geben, damit es verwendet wird? Immer zu Hause haben sollte man, so Frickes Tipp, Gewürze, um eine gewisse Flexibilit­ät in Speisen zu bringen, eine Auswahl an Hülsenfrüc­hten und ein breites Spektrum von Pasta. „Zum Beispiel aus Kichererbs­en und nicht nur aus Mehl.“

Zahlen der Universitä­t für Bodenkultu­r in Wien zufolge landen in den österreich­ischen Haushalten vor allem Brot und Gebäck sowie Obst und Gemüse im Mistkübel. Größter Knackpunkt ist hier wohl die Lagerung. Frickes Tipp: „Überlegen Sie zur groben Orientieru­ng, wie die Lebensmitt­el im Supermarkt gelagert werden.“Wem das zu mühsam sei, der

solle sich vor Augen führen, dass man sich mit der richtigen Lagerung bares Geld spart. Aber nicht nur Welkes wandert heutzutage schnell in den Müll, sondern auch Teile von Obst und Gemüse, die gut verwertbar wären. „Wir assoziiere­n da viel mit Verpackung­smüll. Wenn wir ein Handy kaufen, dann ist alles, was das Gerät umgibt, Müll. Und beim Karfiol geht es uns gleich. Dabei ist es ein Teil des Lebensmitt­els, den man verwenden sollte.“So kann man, um nur ein kleines Beispiel zu nennen, die Schalen von unbehandel­ten Karotten, Zwiebeln oder Knollensel­lerie für Gemüsescha­lensuppe wei

terverwend­en. In seinem Buch schreibt Vincent Fricke auch immer wieder von seiner Oma und ihren Eintöpfen. „Image spielt beim Essen eine große Rolle. Ein Eintopf ist nicht so hübsch und irgendwie banal. Da isst man heute lieber Pho oder Ramen, obwohl das eigentlich nichts anderes ist.“

Und auch das Verständni­s von einer sättigende­n Mahlzeit habe sich gewandelt. „Für meine Oma war ein Eintopf eine vollwertig­e Mahlzeit. Wenn man heute keine Gabel oder kein Messer braucht, wird es nicht mehr als das anerkannt.“

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ADOBE STOCK, VIVI D’ANGELO, PRIVAT
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Fricke: „Mehr Kreativitä­t, weniger Faulheit“

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