Fast ein ganzes Jahrhundert Musik
Friedrich Cerha feiert heute seinen 95. Geburtstag, der ORF feiert mit.
Neben dem genau um zwei Tage jüngeren Ungarn György Kurtág ist Friedrich Cerha wohl der bedeutendste lebende Komponist der Gegenwart. Der ehemalige niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll bezeichnete Cerha einmal launig als „ausdekoriert“. Immerhin hat Cerha neben vielen anderen Preisen auch den Großen Österreichischen Staatspreis, den Goldenen Löwen der Musikbiennale Venedig und den mit 200.000 Euro dotierten Siemens Musikpreis erhalten.
Der geborene Wiener hat bereits im Kindesalter mit dem Komponieren begonnen, während des Weltkriegs musste er häufig für Offiziere Geige spielen. Der überzeugte Gegner des Nationalsozialismus desertierte mehrmals und erlebte das Kriegsende versteckt in den Bergen.
Nach dem Krieg schrieb er zuerst eher im neoklassizistischen Stil, während er später unter den Einfluss der zweiten Wiener Schule (Alban Berg, Arnold Schönberg, Anton Webern) geriet. Cerha vollendete auch Alban Bergs Oper „Lulu“, eine Fassung, die 1979 in Paris uraufgeführt wurde. Neben seinen Werken fürs Musiktheater („Baal“, „Der Rattenfänger“, „Der Riese vom Steinfeld“) zeigt vor allem sein Orchesterzyklus „Spiegel“Cerhas zu genialer Individualität gereiften Stil.
Die Pandemie erschwert die geplanten Feierlichkeiten für den Meister. So musste das Festkonzert im Wiener Musikverein auf den 21. Juni verschoben werden. Das Festkonzert am 22. März im Radiokulturhaus hingegen soll stattfinden. Hier sind drei Uraufführungen Cerhas angesetzt, übertragen als Video-Livestream. Das Fernsehen feiert Cerha am 21. Februar. So startet ORF 2 um 10 Uhr im Rahmen der „matinee“mit der Dokumentation „Friedrich Cerha – so möchte ich auch fliegen können“, die den Komponisten während des Entstehungsprozesses seines Violinkonzertes begleitete. In ORF III ist ab 22.50 Uhr die „Hommage an Friedrich Cerha – das RSO ehrt Österreichs großen Komponisten!“angesetzt, bei dem mit „Spiegel II“Cerhas vielleicht berühmtestes Werk zu hören ist. Schon am 19. Februar hat das „Ö 1 Konzert“ab 19.30 Uhr weitere Werke des Komponisten am Programm.