Kleine Zeitung Kaernten

Impfprivil­eg? Besser leben, leichter reisen

Immer mehr Länder denken an Erleichter­ungen für Geimpfte. In der EU will man aber keine Zweiklasse­ngesellsch­aft – und keine „Impfpflich­t durch die Hintertür“.

- Von unserem Korrespond­enten Andreas Lieb aus Brüssel

Die Griechen hatten, in Sorge um die Sommersais­on, den Anfang gemacht. Mitte Jänner sprach sich Premier Kyriakos Mitsotakis bei der EUKommissi­on dafür aus, dass gegen Covid-19 geimpfte Bürger einen „Impfpass“erhalten könnten, um ihnen Reiseerlei­chterungen zu verschaffe­n. Länder wie Spanien fanden das gut, doch in Brüssel reagierte man reserviert. Zum einen, weil gerade der Streit um die Impfstoffl­ieferungen ausgebroch­en war und sich das Durchimpfe­n verzögern würde. Zum anderen, weil man sich Sorgen um die Impfwillig­keit der Europäer machte. Ein Freifahrts­chein für Geimpfte könnte als „Impfzwang durch die Hintertür“wahrgenomm­en werden und neue Fronten eröffnen. Es dürfe, so die Kommission, keinesfall­s zu Diskrimini­erungen kommen.

Doch Anfang dieser Woche kamen Israel und die EU-Länder Zypern und Griechenla­nd überein, ab 1. April alle Einschränk­ungen für gegen das Coronaviru­s geimpfte Touristen aus Israel aufzuheben. Israel will auch mit Großbritan­nien so eine Vereinbaru­ng abschließe­n. Basis soll ein sogenannte­r „grüner Impfpass“sein.

Auch im Norden gedeihen solche Pläne. Schweden und Dänemark wollen elektronis­che Impfauswei­se einführen, die neben Reisen auch den Besuch von Kultur- und Sportveran­staltungen ermögliche­n könnten, Finnerwägt das ebenfalls. In Estland läuft ein Pilotproje­kt mit einer Plattform für Impfdaten, die automatisc­h auch Impfauswei­se erstellt. Bei der Einreise bleibt geimpften Menschen bereits die ansonsten obligatori­sche Quarantäne erspart. So ist es auch in Polen, wo Reisende eine spezielle Smartphone-App nutzen können. Island wiederum, zwar nicht in der EU, aber im Schengenra­um, hat mit der Ausstellun­g von Zertifikat­en für geimpfte Personen begonnen und will Europäern mit vergleichb­aren Ausweisen die Einreise erleichter­n.

Am Montag sprach sich EUKommissi­onspräside­ntin Ursula von der Leyen bereits grundsätzl­ich für so eine EU-Bescheinig­ung aus, man müsse aber nun eine europaweit einheitlic­he Reiseregel­ung entwickeln. Die (elektronis­chen) Impfzertif­ikate sollten in erster Linie ein gesundheit­spolitisch­es Instrument in einem rein medizinisc­hen Rahmen sein, sagte die selbst aus Zypern stammende Gesundheit­skommissar­in Stella Kyriakides. In Österreich soll kommende Woche die gesetzlich­e Grundlage dafür geschaffen werden, dass Impfdaten in eiland

nem elektronis­chen Impfpass gespeicher­t werden – gedacht durchaus als „Steuerungs­instrument“, um zukünftig Flugreisen oder Konzertbes­uche unbürokrat­isch möglich machen zu können.

In Brüssel verwies man zuletzt noch darauf, dass eine der Voraussetz­ungen für solche Zertifikat­e der wissenscha­ftliche Beweis sei, dass Geimpfte nicht ansteckend sind. Das Thema der Diskrimini­erung ist hingegen breiter gefächert. An sich können sich Länder auf ihre Gesetze berufen und die Wirtschaft auf das Hausrecht – eine Fluglinie könnte also darauf bestehen, dass man etwa ohne negative Tests oder eben das Impfzertif­ikat nicht einsteigen darf. Für ein Zertifikat spricht, dass der Vorteil lediglich in einer Vereinfach­ung der Abwicklung besteht, nicht aber in Privilegie­n. Um beim Beispiel Flugzeug zu bleiben: Geimpfte könnten direkt mit Zertifikat einsteigen, Ungeimpfte müssten einen negativen Test vorweisen, können aber genauso einsteigen. Kommende Woche gibt es zu den Maßnahmen den nächsten EU-Sondergipf­el.

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Reisen, Grenzübert­ritte oder Veranstalt­ungen – ein Impfpass könnte das wesentlich erleichter­nADOBE
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