Heute soll der NasaRover„Perseverance“auf dem Mars landen. Mit an Bord ist ganz viel Know-how aus Österreich.
Heute soll – von der Erde per Stream mitverfolgt – der spektakuläre NasaRover „Perseverance“auf dem Mars aufsetzen. Auch österreichische Wissenschaftler fiebern mit, heimisches Know-how ist diesmal mit an Bord.
Langsam müssen die dort wohl Parktickets lösen“, schmunzelt Günter Kargl, Mars-Experte am Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, im Interview. Mit „die“sind jene Nationen gemeint, die jüngst den Roten Planeten erreichten: Die Sonde „Al-Amal“der Vereinigten Arabischen Emirate schwenkte in der vergangenen Woche in eine Umlaufbahn um den Mars ein, wird jedoch nicht landen. Kurz darauf traf jüngst China ein – nach zwei bis drei Monaten im Marsorbit soll das Landegerät des Raumschiffs „Tianwen 1“auf der Oberfläche aufsetzen.
Wirklich aufregend wird es heute: Die Erde blickt gespannt – per Youtube-Livestream – auf die geplante Landung des mit Werkzeugen vollgestopften Nasa-Rovers „Perseverance“(„Beharrlichkeit“), dort, in knapp 202 Millionen Kilometer Entfernung: ein Höhepunkt im Weltraumfahrtsjahr 2021, umgerechnet 2,2 Milliarden Euro teuer und über acht Jahre entwickelt. „Live“ist übrigens relativ: Laut Nasa dauert es exakt elf Minuten und 22 Sekunden, bis ein Signal zur Erde gelangt.
Gegen 21.50 Uhr unserer Zeit soll es so weit sein – bange Minuten kommen: Dann soll die USRaumsonde sich gen Marsoberfläche bewegen – und das Hightech-Labor auf Rädern per „Skycrane“(siehe großes Bild) im Jezero-Krater auf der nördlichen Halbkugel absetzen: Eine Landung per Fallschirm wäre angesichts des Gewichts des Rovers nicht möglich gewesen, so Kargl. Wäre „Perseverance“ein Auto, es wäre mit allen verfügbaren Extras bestückt: An Bord hat das 1000 Kilogramm schwere und drei Meter lange Gefährt unter anderem sieben wissenschaftliche Instrumente, einen Laser und eindrucksvolle 23 Spezialkameras.
Erstmals werden mit „Perseverance“Mikrofone auf den Mars geschickt, um auf der Erde den Nachbarplaneten auch hören zu können. Der Ultraleicht-Minihubschrauber „Ingenuity“soll durch die Mars-Atmosphäre fliegen und den Rover flankieren: bei gerade einmal einem Prozent der Dichte der Erdatmosphäre kein einfaches Vorhaben. Kargl sieht „Perseverance“als Krönung der bisherigen Rover (siehe Faktenbox): „Er setzt die Forschungsreihe fort. Jedes Mal lernte man diesbezüglich etwas dazu – und die Instrumente der nächsten Mission bauen darauf auf.“
Der Rover soll – wie schon seine Vorgänger (bisher allerdings immer ergebnislos) – unter anderem nach Lebensspuren in Form von Fossilien Ausschau halten, und hat dafür den geeigneten Bohrer mit: „Das wird unterschätzt, darin stecken Jahrzehnte Entwicklungsarbeit: Eine autonome Einheit, die Bohrproben entnehmen kann. Die Instrumentierung ist darauf ausgelegt, das Auge eines Geologen zu ersetzen“, erklärt Kargl. Zukünftig sollen die marsianischen Probensammlungen zur Erde gebracht werden. An der entsprechenden Abtransport-Mission arbeitet die Nasa
mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA längst auf Hochtouren zusammen.
Was die „Augen“des Mars-Rovers (siehe Bild oben) betrifft, sind Österreicher mit dabei: Bei Joanneum Research in Graz wurde von Gerhard Paar die Software entwickelt, mit der aus den Stereoaufnahmen der Zoom-Kameras ein 3D-Modell der Gegend berechnet wird. Das soll dazu dienen, dass der Rover seinen Weg auf seiner Erkundungsmission findet. Das Wiener Forschungszentrum für Virtual Reality und Visualisierung stellt quasi eine Bedieneroberfläche für die Forscher zur Verfügung. Der Wiener Geochemiker Christian Köberl interessiert sich für das Thema der (Mikro-)Meteoriteneinschläge auf dem Roten Planeten.
Auch die Universität Klagenfurt ist aktiv eingebunden: Der gebürtige Schweizer Stephan Weiss, der in Klagenfurt arbeitet, hat beim JPL in den USA an der Entwicklung des optischen Navigationssystems des MarsHelikopters mitgearbeitet.