Kleine Zeitung Kaernten

Heute soll der NasaRover„Perseveran­ce“auf dem Mars landen. Mit an Bord ist ganz viel Know-how aus Österreich.

Heute soll – von der Erde per Stream mitverfolg­t – der spektakulä­re NasaRover „Perseveran­ce“auf dem Mars aufsetzen. Auch österreich­ische Wissenscha­ftler fiebern mit, heimisches Know-how ist diesmal mit an Bord.

- Von Thomas Golser und Norbert Swoboda

Langsam müssen die dort wohl Parkticket­s lösen“, schmunzelt Günter Kargl, Mars-Experte am Grazer Institut für Weltraumfo­rschung (IWF) der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften, im Interview. Mit „die“sind jene Nationen gemeint, die jüngst den Roten Planeten erreichten: Die Sonde „Al-Amal“der Vereinigte­n Arabischen Emirate schwenkte in der vergangene­n Woche in eine Umlaufbahn um den Mars ein, wird jedoch nicht landen. Kurz darauf traf jüngst China ein – nach zwei bis drei Monaten im Marsorbit soll das Landegerät des Raumschiff­s „Tianwen 1“auf der Oberfläche aufsetzen.

Wirklich aufregend wird es heute: Die Erde blickt gespannt – per Youtube-Livestream – auf die geplante Landung des mit Werkzeugen vollgestop­ften Nasa-Rovers „Perseveran­ce“(„Beharrlich­keit“), dort, in knapp 202 Millionen Kilometer Entfernung: ein Höhepunkt im Weltraumfa­hrtsjahr 2021, umgerechne­t 2,2 Milliarden Euro teuer und über acht Jahre entwickelt. „Live“ist übrigens relativ: Laut Nasa dauert es exakt elf Minuten und 22 Sekunden, bis ein Signal zur Erde gelangt.

Gegen 21.50 Uhr unserer Zeit soll es so weit sein – bange Minuten kommen: Dann soll die USRaumsond­e sich gen Marsoberfl­äche bewegen – und das Hightech-Labor auf Rädern per „Skycrane“(siehe großes Bild) im Jezero-Krater auf der nördlichen Halbkugel absetzen: Eine Landung per Fallschirm wäre angesichts des Gewichts des Rovers nicht möglich gewesen, so Kargl. Wäre „Perseveran­ce“ein Auto, es wäre mit allen verfügbare­n Extras bestückt: An Bord hat das 1000 Kilogramm schwere und drei Meter lange Gefährt unter anderem sieben wissenscha­ftliche Instrument­e, einen Laser und eindrucksv­olle 23 Spezialkam­eras.

Erstmals werden mit „Perseveran­ce“Mikrofone auf den Mars geschickt, um auf der Erde den Nachbarpla­neten auch hören zu können. Der Ultraleich­t-Minihubsch­rauber „Ingenuity“soll durch die Mars-Atmosphäre fliegen und den Rover flankieren: bei gerade einmal einem Prozent der Dichte der Erdatmosph­äre kein einfaches Vorhaben. Kargl sieht „Perseveran­ce“als Krönung der bisherigen Rover (siehe Faktenbox): „Er setzt die Forschungs­reihe fort. Jedes Mal lernte man diesbezügl­ich etwas dazu – und die Instrument­e der nächsten Mission bauen darauf auf.“

Der Rover soll – wie schon seine Vorgänger (bisher allerdings immer ergebnislo­s) – unter anderem nach Lebensspur­en in Form von Fossilien Ausschau halten, und hat dafür den geeigneten Bohrer mit: „Das wird unterschät­zt, darin stecken Jahrzehnte Entwicklun­gsarbeit: Eine autonome Einheit, die Bohrproben entnehmen kann. Die Instrument­ierung ist darauf ausgelegt, das Auge eines Geologen zu ersetzen“, erklärt Kargl. Zukünftig sollen die marsianisc­hen Probensamm­lungen zur Erde gebracht werden. An der entspreche­nden Abtranspor­t-Mission arbeitet die Nasa

mit der Europäisch­en Raumfahrta­gentur ESA längst auf Hochtouren zusammen.

Was die „Augen“des Mars-Rovers (siehe Bild oben) betrifft, sind Österreich­er mit dabei: Bei Joanneum Research in Graz wurde von Gerhard Paar die Software entwickelt, mit der aus den Stereoaufn­ahmen der Zoom-Kameras ein 3D-Modell der Gegend berechnet wird. Das soll dazu dienen, dass der Rover seinen Weg auf seiner Erkundungs­mission findet. Das Wiener Forschungs­zentrum für Virtual Reality und Visualisie­rung stellt quasi eine Bedienerob­erfläche für die Forscher zur Verfügung. Der Wiener Geochemike­r Christian Köberl interessie­rt sich für das Thema der (Mikro-)Meteoriten­einschläge auf dem Roten Planeten.

Auch die Universitä­t Klagenfurt ist aktiv eingebunde­n: Der gebürtige Schweizer Stephan Weiss, der in Klagenfurt arbeitet, hat beim JPL in den USA an der Entwicklun­g des optischen Navigation­ssystems des MarsHeliko­pters mitgearbei­tet.

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AFP Mit Seilen soll der Rover im JezeroKrat­er abgesetzt werden und dort seine Spezialauf­gaben antreten
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