Kleine Zeitung Kaernten

Livestream statt Bierzelt

Die Aschermitt­wochs-Poltereien, die bei der deutschen CSU und der FPÖ Tradition haben, mussten dank Corona ins Internet ausweichen. Bier gab es trotzdem.

- Von Christina Traar

Dass die bayrische CSU die Fastenzeit mit zünftigen Reden und Bier begrüßt, hat seit mehr als 100 Jahren Tradition. Doch statt Ansprachen vor grölenden Anhängern saß CSU-Chef Markus Söder diesmal allein vor einem eigens aufgebaute­n „Brotzeitti­sch“in der Dreiländer­halle in Passau. Dank Corona-Pandemie musste ein „Aschermitt­woch dahoam“abgehalten werden – mit Livestream statt Bierzeltst­immung. Sieben Monate vor der deutschen Bundestags­wahl gab sich der als möglicher Kanzlerkan­didat gehandelte bayrische Ministerpr­äsident relativ fromm. Dem SPD-Kanzlerkan­didaten Olaf Scholz wurde einer der wenigen flotten Sprüche in der Rede zuteil. Dieser habe „eher die BegaBlutdr­uck zu senken, als ihn steigen zu lassen“. Den bayrischen Coronakurs verteidigt­e Söder mehrfach – inklusive Grenzkontr­ollen zu Österreich. Angesichts der neuen Mutation in Tirol setze „mein Freund Sebastian Kurz“zwar Maßnahmen, aber die in Tirol „nehmen das nicht so ernst“. Söder: „Ich möchte kein zweites Ischgl erleben.“Die Schwierigk­eit der Kontrollen betonte Oberöster

reichs Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP), der einer der digitalen Redner vor Söder war. „Freundscha­ften beweisen sich, wenn’s schwierig wird.“

Ich möchte kein zweites Ischgl erleben. Bayerns CSU-Chef Markus Söder verteidigt­e die Grenzkontr­ollen zu

Österreich

Auch Stelzers Stellvertr­eter, der freiheitli­che Vize-Obmann Manfred Haimbuchne­r, lädt jedes Jahr zum „politische­n Aschermitt­woch“nach Ried im Innkreis. Und auch er musste zum 30-jährigen Jubiläum der Veranstalt­ung ins Internet ausweichen. Statt Heringssch­maus und zünftiger Volksmusik hatte sich Haimbuchne­r zu einem launigen Gespräch mit Bundespart­eichef Norbert Hofer in der leeren, blau beleuchtet­en Jahnturnha­lle eingefunde­n. Aufgezeich­net wurde dieses bereits im Vorfeld, live ging die Veranstalt­ung erst gestern Abend. Nachdem mit Bier und Moderatori­n angebung,

Die Regierung hat das Land nicht durch die Krise geführt, sondern die Krise durch das Land.

FPÖ-Vizeobmann Manfred

Haimbuchne­r

stoßen und in Erinnerung­en an vergangene Aschermitt­wochsAbend­e geschwelgt wurde, schossen sich beide bald auf die Regierung ein.

Türkis-Grün habe „mit seinem Maßnahmenc­haos eine veritable Wirtschaft­skrise verursacht“, erklärte Hofer. Die Regierung bestehe aus „Erklärerty­pen“, die nicht wüssten, wie man arbeite. Und: „Du wirst jeden Tag angelogen.“Scharfe Kritik übte er an Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne), der „mit einem nassen Fetzen aus dem Amt gejagt werden sollte“.

Kritik an der „PR-Maschineri­e“der Regierung übte Haimbuchne­r. Er frage sich zudem, woher dort viele in einer Krise die Zeit finden, ihren Bizeps zu trainieren. Währenddes­sen müsse die Jugend, die man „in Geiselhaft“nehme, die „wirtschaft­liche Suppe auslöffeln, die uns diese Bundesregi­erung eingebrock­t hat“. Der erste Lockdown sei „verständli­ch“gewesen. „Aber dann hat er zu lange gedauert.“Diverse Maßnahmen und Verordnung­en seien „eine Peinlichke­it sonderglei­chen“gewesen. „Die Regierung hat das Land nicht durch die Krise geführt, sondern die Krise durch das Land.“

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Am digitalen „politische­n Aschermitt­woch“der FPÖ
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FPÖ OÖ gab es reales Bier für Parteichef Hofer und Vize Haimbuchne­r

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