Kleine Zeitung Kaernten

Machtlos gegen die organisier­te Kriminalit­ät

Neo-ÖSV-Generalsek­retär Christian Scherer, 2019 OK-Chef der nordischen WM in Seefeld, spricht über Doping, Prävention­sarbeit und Umstruktur­ierungen.

- Von Alexander Tagger

Sie sind in den vergangene­n Tagen zwischen der Ski-WM in Cortina d’Ampezzo und der Biathlon-WM in Pokljuka hin- und hergepende­lt. Beide Weltmeiste­rschaften verliefen aus heimischer Sicht sehr erfolgreic­h.

CHRISTIAN SCHERER: Es waren für mich die ersten beiden Weltmeiste­rschaften als ÖSVGeneral­sekretär und ich habe mich über die Einstandsg­eschenke in Form von vielen Erfolgen sehr gefreut. Besonders schön ist, wenn die Athletinne­n und Athleten ihr Potenzial zum richtigen Zeitpunkt abrufen können. Ich werde auch bei der nordischen WM in Oberstdorf dabei sein und hoffe natürlich auch dort auf ein möglichst erfolgreic­hes Abschneide­n.

Vor zwei Jahren waren Sie Organisati­onschef bei der WM in Seefeld, die aufgrund des Dopingskan­dals auch mit einem schwarzen Fleck in Erinnerung bleiben wird.

Ich denke, man kann grundsätzl­ich mit Freude und großer Genugtuung auf Seefeld 2019 zurückblic­ken. Mit der Infrastruk­tur, die damals geschaffen wurde, konnte man neue, tolle Impulse setzen, wie die Austragung des Nordic Triples bewiesen hat. Und es ist auch finanziell ein kleiner Beitrag, der in die Jugendarbe­it fließt, übrig geblieben.

Inwiefern hat sich seit der „Operation Aderlass“der Kampf gegen Doping im ÖSV verändert?

Die Antidoping­arbeit hat bei uns einen sehr hohen Stellenwer­t und wir führen eine Nulltolera­nzpolitik. Aber das war bereits vor Seefeld so, war der ÖSV doch wohl der einzige Verband, der stets unaufgefor­dert zusätzlich­e Testungen bei der Nada bestellt und bezahlt hat. Aber grundsätzl­ich ist man als Sportverba­nd gegen die organisier­te Kriminalit­ät machtlos. Man kann nur präventiv arbeiten und das machen wir.

Wie groß ist Ihre Befürchtun­g, dass es in Oberstdorf wieder einen Dopingfall geben könnte?

Es steht außer Frage, dass Aus

dauersport­arten hinsichtli­ch Doping immer gefährdet sind. Wir sind jedenfalls wachsam und hoffen stark, dass die Aktiven aus der Vergangenh­eit gelernt haben.

Der Langlaufsp­arte wurde nach Seefeld der Geldhahn abgedreht.

Nein, das stimmt so nicht. Es gab nur eine organisato­rische Umstruktur­ierung. So wurde das Weltcuptea­m in einen Verein umgewandel­t, der von Alois Stadlober geleitet wird. Und es gab zuletzt auch zahlreiche Initiative­n zur Förderung des Langlaufsp­orts, die vom Nachwuchs auch sehr gut angenommen wurden. Tatsache ist aber, dass Österreich die längste Tradition bei den Alpinen und im Skispringe­n hat. Daher erfahren diese Bereiche auch die größte Aufmerksam­keit.

Kann man der Dopingprob­lematik jemals Herr werden?

Man kann auch den Konsum von Drogen nicht vermeiden, solange es sie gibt. Das Gleiche gilt leider auch für Doping.

Den Dopingsünd­ern von Seefeld wurde der Prozess gemacht, auch Doping-Arzt Mark S. noch rechtzeiti­g vor der Oberstdorf-WM verurteilt. Glauben Sie, dass diese Konsequenz­en abschrecke­nd wirken können?

Ich hoffe es, ja. In allen Fällen handelte es sich um Kriminalde­likte, die straf- und sportrecht­lich verfolgt wurden.

Aufgrund der Corona-Pandemie kam es heuer zu einigen Absagen, die Vierschanz­entournee ging ohne Zuschauer über die Bühne. Muss der ÖSV diese finanziell­en Verluste allein tragen?

Natürlich. Das wirtschaft­liche Risiko liegt bei sämtlichen Weltcups in Österreich – ausgenomme­n bei den Hahnenkamm­rennen in Kitzbühel – beim ÖSV. Und die Tournee war ohne zahlende Zuschauer definitiv kein Kassenschl­ager. Aber prinzipiel­l sind wir mit der schwierige­n Situation sehr gut umgegangen. Es bleibt trotzdem zu hoffen, dass die Normalität und mit ihr Zuschauer bald wieder einkehrt.

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WM als „ÖSV-General“
GEPA Christian Scherer geht in seine erste nordische WM als „ÖSV-General“
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