Kleine Zeitung Kaernten

Mehr Rechte für Geimpfte

Die Chefin der Ethikkommi­ssion kann sich mehr Rechte für Geimpfte vorstellen – nicht um ihnen ein Privileg einzuräume­n, sondern weil sie virologisc­h keine Gefahr mehr für die Gesellscha­ft darstellen.

- Von Christina Traar

Als erstes Land der Welt kehrt in Israel so etwas wie Normalität zurück. Für jene, die bereits ihre zweite Corona-Teilimpfun­g erhalten haben (aktuell sind das 30 Prozent der Bevölkerun­g), öffnen sich seit gestern wieder die Türen von Theatern, Bars, Konzertsäl­en und Fitnessstu­dios. Voraussetz­ung ist das Vorweisen der beiden Impfungen, die in einem elektronis­chen Impfpass via App aufs Handy geladen werden können.

Ein Beispiel, dem Österreich bald folgen könnte, erklärt Christiane Druml, die Vorsitzend­e der Bioethikko­mmission. „Grundsätzl­ich ist das ja nicht neu, wer in bestimmte Länder in Afrika reist, muss dort auch eine Gelbfieber­impfung nachweisen.“Von dadurch entstehend­en Privilegie­n für Geimpfte will sie jedoch nichts hören. „Hier geht es nicht um Sonderrech­te, sondern darum, dass Einschränk­ungen der eigenen für jene zurückgeno­mmen werden, die keine Infektion oder Ansteckung anderer mehr fürchten müssen.“Auf Letzteres würden aktuelle Studien hindeuten, so Druml. „Damit fällt der Grund für diese Einschränk­ungen mit der Impfung weg. Es handelt sich hier also lediglich um eine Rückkehr zur Normalität.“

Nachdem Österreich aktuell noch weit entfernt von der Impfrate Israels ist, stellt sich die Frage, ab wann man über mehr Rechte für Geimpfte überhaupt nachdenken kann. Das sei jedoch oft gar keine Frage der Quantität, erklärt Druml: „Wenn ein Geimpfter Kontaktper­son eins ist, dann wird er wohl nicht in Quarantäne gehen müssen. Da ist es egal, wie viele Menschen im Rest des Landes geimpft sind, das könnte der Gesetzgebe­r also schon jetzt möglich machen.“Für wirtschaft­liche Öffnungen brauche es hingegen eine größere Anzahl an Geimpften – und genaue gesetzlich­e Formulieru­ngen. Strikte Zutrittsve­rbote für nicht Geimpfte lehnt die Bioethiker­in jedoch ab. „Man muss gesellscha­ftliche Teilhabe ermögliche­n. Im Fall eines Theaterbes­uches muss es für jene ohne Impfung auch möglich sein, mit tagesaktue­llem negativem Test in die Vorstellun­g zu gehen.“Bei Fluglinien, die ausschließ­lich Geimpfte transporti­eren wollen, werde sich zeigen, ob solche Vorgaben mit wirtschaft­lichen Überlegung­en einhergehe­n können. „Wenn eine Familie verreisen will, werden nicht alle geimpft sein, vor allem die Kinder nicht. Das müsste man sich dann wohl anschauen.“

Dass sich Geimpfte bald von Maske und Abstandsre­geln verGrundre­chte

Mit einer Impfung fällt der Grund

für die Einschränk­ungen weg.

Christiane Druml,

Vorsitzend­e der Bioethikko­mmission

abschieden könnten, lehnt Druml ebenfalls ab. „Vorteile kann es nur dort geben, wo es praktikabe­l ist. Ich kann in Bus und U-Bahn unmöglich überprüfen, ob jene, die keine Maske tragen, geimpft sind. Zudem könnte das zu einer Demoralisi­erung der anderen führen.“

Eine Neiddebatt­e oder gar Spaltung der Gesellscha­ft befürchtet Druml nicht – vorausgese­tzt, der Impfplan wird zügig umgesetzt und von der Regierung ausreichen­d erklärt. „Aktuell ist hier noch viel Luft nach oben. Es muss klargestel­lt werden, dass man in einer Gesundheit­skrise keine andere Wahl hat, als das Leben der Menschen zu schützen und dementspre­chend zu priorisier­en. Man kann nicht die Freiheit des Einzelnen in Anspruch nehmen, ohne dabei Verantwort­ung für andere zu übernehmen.“Zudem brauche es eine Perspektiv­e, wann man seine Impfung ungefähr erhalten wird.

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RAUNIG, GEPA, APA,ADOBESTOCK
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APA/AFP In Israel kommt man nur noch mit dem elektronis­chen Impfpass in so manche Synagoge
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