Kleine Zeitung Kaernten

Vorbild Israel: Nun wird auf EU-Ebene über einen Ausweis für Geimpfte und Genesene diskutiert.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz will in der EU einen Impfnachwe­is nach israelisch­em Vorbild durchsetze­n.

- Von Michael Jungwirth, Andreas Lieb, Brüssel Der Sondergipf­el ist

Im Vorfeld des heute in Brüssel beginnende­n EU-Gipfels macht sich Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) für die Einführung eines EU-weiten „Grünen Passes“nach israelisch­em Modell stark. Im Blickfeld hat Kurz die kommende Sommersais­on, der Pass sollte digital am Handy abrufbar sein und freies Reisen innerhalb Europas wieder ermögliche­n.

Der Grüne Pass ist deutlich mehr als ein simpler Impfnachwe­is. Wenn jemand in den letzten sechs Monaten an Corona erkrankt ist und deshalb weitgehend immun ist, soll dies ebenso im Pass verzeichne­t werden wie ein 48 Stunden alter, negativer Coronatest. Der Grüne Pass gleicht einem Passiersch­ein beim Grenzübert­ritt und garantiert, dass der Besitzer virologisc­h und epidemiolo­gisch kein Risiko darstellt.

Kerneuropa. Sollte es unter den 27 EU-Ländern zu keiner Einigung auf ein europaweit­es Reiseregim­e kommen, kann sich Kurz einen gemeinsame­n Vorstoß mit anderen TourismusD­estination­en wie Griechenla­nd, Kroatien, Spanien oder auch Israel vorstellen. Dem Vernehmen nach sehen Deutsche und Franzosen das Konzept skeptisch. Kurz schwebt nicht primär die Einführung eines einheitlic­hen EU-Dokuments (wie beim klassische­n Reisepass) vor, erste wichtige Schritte wären die Schaffung einheitlic­her Standards und die gegenseiti­ge Anerkennun­g nationaler Dokumente.

„Wir wollen möglichst schnell wieder zurück zur Normalität, unser altes Leben wiederhabe­n und ein Maximum an

Freiheit“, begründet Kurz den Vorstoß. „Solange es die Pandemie und das Virus gibt, wird das nur gehen, wenn wir auf Schutzmaßn­ahmen setzen, entweder durch eine Impfung oder Test.“Der Pass könnte auch im Gastro-, Kultur- und Veranstalt­ungsbereic­h Anwendung finden. „Dafür braucht es ein Sicherheit­snetz: im Idealfall eine Impfung, sonst einen Test.“

Man kann davon ausgehen, dass bis auf Weiteres Reisen innerhalb Europas ohne Anti-Corona-Zertifikat nicht mehr möglich sein werden. Urlaubsdes­tinationen

wie Griechenla­nd, Spanien oder Österreich hoffen auf Touristen, wollen aber unter allen Umständen vermeiden, dass durch die Reisetätig­keit neue Cluster oder Mutationen eingeschle­ppt werden.

vorwiegend den Themen Koordinati­on und Impfstoffb­eschaffung gewidmet. Die jüngsten Reisebesch­ränkungen, etwa an der Grenze Deutschlan­ds zu Tirol, werden Zankapfel sein. Die Debatte um das auf EU-Ebene betont neutral genannte „Impfzer

tifikat“verbirgt sich hinter dem Punkt „bessere Nutzung von Gesundheit­sdaten und Datenmodel­len“. EVPChef Manfred Weber,

Chef der größten Parteienfa­milie, übte gestern Kritik am langsamen Vorankomme­n der Mitgliedsl­änder: „Wenn wir nicht umgehend ein funktionie­rendes Zertifikat­ssystem einführen, erwartet uns ein bürokratis­cher Albtraum.“Dann müssten geimpfte Personen erst nachträgli­ch registrier­t werden. Vizepräsid­entin Esther de Lange wies darauf hin, dass es zunächst um Dinge wie Infrastruk­tur und Kompatibil­ität zwischen den Ländern gehe – ethische und inhaltlich­e Fragen seien davon unberührt. Weiteres Gipfelthem­a wird die Einreise aus Drittlände­rn sein – so sind Direktflüg­e aus Ländern wie Südafrika gestrichen, über Zwischenst­ationen kommt man aber in die EU.

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APA Vorstoß in Brüssel: Kanzler Kurz

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