Kleine Zeitung Kaernten

„Der Opferschut­z hat wieder einmal versagt“

Wieder wurde in Österreich eine Frau getötet. Der Verein Autonome Österreich­ische Frauenhäus­er fordert einen besseren Opferschut­z.

- Von Matthias Reif

Es ist bereits das fünfte Mal im noch jungen Jahr 2021, dass eine Frau in Österreich Opfer tödlicher Gewalt wurde. Am frühen Dienstagmo­rgen wurde die 28-Jährige erwürgt und mit einer Stichwunde im Bauch in ihrer Wohnung in Wien-Favoriten aufgefunde­n. Der Tatverdäch­tige, ihr 29-jähriger Lebensgefä­hrte, ließ sich am Tatort widerstand­slos festnehmen. Er hatte einem Verwandten der Frau, der im selben Haus wohnt, gegen 5.30 Uhr gesagt, dass er seine Freundin getötet habe. Bei einer ersten Einvernahm­e stritt er die Tat jedoch ab, gab an, sie leblos gefunden zu haben.

Schon einige Stunden davor hatte es einen heftigen Streit gegeben, bei dem die junge Polin von dem angetrunke­nen 29-jährigen Österreich­er auch leicht verletzt wurde. Sie rief die Polizei und kam ins Spital. Polizeibea­mte suchten indes nach dem mehrfach vorbestraf­ten Beschuldig­ten, um ein Annäherung­sund Betretungs­verbot auszusprec­hen. Erfolglos.

Die Frau kehrte in der Zwischenze­it in ihre Wohnung zurück, wo es dann zur Bluttat kam. Wie sich der Verdächtig­e Zutritt verschaffe­n konnte, ist noch nicht geklärt. „Es gibt keine Hinweise auf ein gewaltsame­s Eindringen“, sagt Polizeispr­echer Christophe­r Verhnjak. Nach seinen Angaben musste die Polizei in der Vergangenh­eit aber mehrfach einschreit­en, es gab schon Betretungs- und Annäherung­sverbote gegen beide.

Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreich­ische Frauenhäus­er sieht ein Versagen beim Opferschut­z: „Wir sind zutiefst bestürzt. Bei jedem Mord an einer Frau fragen wir uns: Hätte diese Tat verhindert werden können?“Sie ortet grundsätzl­iche Versäumnis­se, was den Schutz von Frauen betrifft, und bietet Lösungsvor­schläge an: „Es müsste noch besser informiert und geschult werden, bei der Exekutive wie auch bei potenziell­en Opfern.“Für Rösslhumer belegt der Fall einmal mehr, dass der Opferschut­z bei uns „unzureiche­nd und lückenhaft“ist. Der Polizei wirft sie einen „zu laxen Umgang“mit dem Verdächtig­en vor. „Laxes Handeln resultiert in einer ansteigend­en Zahl ermordeter Frauen und Kinder.“

Laut Verhnjak sei man bei der Polizei „natürlich stets bemüht, den größtmögli­chen präventive­n Schutz zu bieten, aber eine hundertpro­zentige Sicherheit gibt es leider nicht. Der Erfolg der Maßnahmen ist auch davon abhängig, ob Sicherheit­stipps angenommen werden.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria