„Geschmack entsteht schon im Mutterleib“
ren geistigen Fähigkeiten und unserer Psyche, maßgeblich schadet – und das schon im Mutterleib. Wichtig ist auch zu wissen, dass nicht alle dasselbe essen sollen oder müssen. Die Verträglichkeit und Verwertbarkeit von Lebensmitteln ist unter anderem genetisch bedingt. Es gibt leider kein Rezept für alle. Man sollte sich aber möglichst „bunt“ernähren, also viel frisches Gemüse und Obst und von allem ein bisschen essen: Nur so sind wir auf der sicheren Seite.
Die Österreicher und ihr Schnitzel: Wie sieht es mit Fleisch aus? Gegen Fleisch ist aus Sicht des Gehirns nichts einzuwenden, allerdings kann Fleisch aus Massentierhaltung Antibiotika enthalten. Sie schaden dem Mikrobiom, welches wiederum die Darm-Gehirn-Kommunikation aufrechthält. Auch Käse, Brot, Süßes und ein Glas Rotwein alle paar Tage sind in Ordnung. Wir dürfen im Prinzip alles essen: Die Menge und die Qualität machen den Unterschied aus, aber vor allem die Herkunft. Vom Dauerkonsum industriell hergestellter Lebensmittel, worunter auch Süßigkeiten und Limonaden fallen, ist abzuraten. Ernährung ist kein Hobby, sie ist eine der Säulen
unserer Gehirngesundheit.
Kann man sein Geschmacksempfinden umtrainieren?
Ja, im Gehirn kann man sich Geschmack als Muster, als Netzwerk unter Gehirnzellen vorstellen, das sich im Lauf eines ganzen Lebens bildet. Bereits im Mutterleib entsteht Geschmack: Die Aromastoffe im Fruchtwasser, die von der mütterlichen Ernährung stammen, werden von den Geschmacksrezeptoren im Mund des Fötus wahrgenommen und über elektrische Signale an das Gehirn des Kindes übertragen. Dort bilden sich unter den dafür spezialisierten Neuronen Verbindungen, Netzwerke entstehen. Es gibt ein Netzwerk für Vanille-, für Salat, für Gulasch … All das, was die Mutter isst, erlebt das ungeborene Kind auch geschmacklich. So bilden sich bereits im Mutterleib Vorlieben für die eine oder andere Speise. Isst die werdende Mutter Ungesundes, wird es auch dem
Kind später schmecken. Bei den gesunden
Speisen ist es dasselbe.
Bekommt das Kind dann weiter gesundes Essen, wird ihm das Junkfood nicht munden. Und so ist es im Laufe des ganzen Lebens.
Kann man das Ruder als Erwachsener noch herumreißen?
Hat man sich als Erwachsener den süßen Zahn antrainiert, kann man versuchen, diese Netzwerke im Gehirn abzubauen, indem man immer weniger Süßes isst. Irgendwann einmal entscheidet man sich für den Apfel statt für die Schokolade. Aber der Weg ist lang und mühsam. Viel besser ist es, gar keine Netzwerke entstehen zu lassen.
Viele setzen aufs Intervallfasten, was sagen Sie aus Sicht der Hirnforschung dazu?
Wenn man fastet, legen die Mitochondrien, die man sich wie Verbrennungsmotoren innerhalb der Zelle vorstellen kann und sehr wichtig für ihr einwandfreies Funktionieren sind, eine Arbeitspause ein. Dadurch kann die Zelle selbst, aber auch das Netzwerk, in dem sie sich befindet, „gewartet“werden. Durch das Fasten „warten“wir unser Gehirn und machen es leistungsfähiger, unabhängig von der Art des Fastens.