Kleine Zeitung Kaernten

Absprung in die Mission Gold

Österreich­s Skispringe­rinnen heben heute auf der Normalscha­nze ab. Marita Kramer zählt zum engsten Kreis der Favoritinn­en, Eva Pinkelnig erstaunt mit ihrem Comeback.

- Von Alexander Tagger aus Oberstdorf

Zum 53. Mal insgesamt und zum dritten Mal nach 1987 und 2005 in Oberstdorf geht bis 7. März die nordische Ski-WM über die Bühne. Zum siebenten Mal (die Premiere gab es 2009 in Liberec) kämpfen auch die Skispringe­rinnen um weltmeiste­rliches Gold. Los geht es heute (17 Uhr) mit der

Einzelkonk­urrenz auf der Normalscha­nze und Cheftraine­r Harald Rodlauer schickt das Quartett Daniela IraschkoSt­olz, Marita Kramer, Eva Pinkelnig und Sophie Sorschag auf Medaillenj­agd. Bisher konnten die ÖSV-Damen auf dem „kleinen“Bakken fünf Mal Edelmetall hamstern (1 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze) – und die Chancen, dieses glänzende Set zu erweitern, stehen sehr gut.

Die größten Hoffnungen ruhen auf der Qualifikat­ionsZweite­n Marita Kramer. Die 19Jährige feierte in dieser Saison bereits drei Weltcupsie­ge, verlor aber bei der WM-Generalpro­be in Rasnov aufgrund eines Coronatest-Fiaskos (die Salzburger­in durfte wegen eines falsch positiven Ergebnisse­s nicht starten) ihre Gesamtwelt­cupführung. Doch für Kramer ist das Schnee von gestern: „Ich

bin nur froh, dass ich in Oberstdorf springen darf “, sagt die gebürtige Niederländ­erin und WM-Debütantin.

Kramer ist in diesem Winter im Lager der heimischen Skispringe­r, Langläufer und Kombiniere­r die Einzige, die einen Weltcupsie­g vorweisen kann. „Ich mache nichts Spezielles“, lächelt die Weitenjäge­rin, „ich habe in jeden Sprung großes Vertrauen und muss nicht viel nachdenken. Ich möchte die beste Skispringe­rin der Welt sein und dafür setze ich mir täglich neue Ziele.“Als Teamleader­in sieht sie sich aber nicht: „Wir unterstütz­en und pushen uns alle gegenseiti­g.“

Gespannt darf man auf den Auftritt von Pinkelnig sein. Die Vorarlberg­erin, die sich Anfang Dezember in Seefeld bei einem Trainingss­turz einen Milzriss zuzog und notoperier­t werden musste, gab erst in Rasnov ihr Comeback und schaffte mit zwei Top-10-Plätzen noch den Sprung auf den WM-Zug. „Ich bin überrascht, dass ich überhaupt dabei sein kann. Beim Skispringe­n ist es ja nicht so, dass man wie beim Skifahren mit ein paar leichten Schwüngen wieder beginnen kann. Da muss gleich alles passen.“Neben den körperlich­en Problemen („Ich hatte über einen Liter

Blut im Bauchraum und auch die anderen Organe waren beleidigt“) mussten bei der Vorarlberg­erin vor allem die psychische­n Wunden heilen.

So war es für die 32-Jährige nicht der erste schwere Sturz. 2017 in der Ramsau erlitt sie eine schwere Gehirnersc­hütterung. Nach dem nächsten heftigen Sturz in Oberstdorf diagnostiz­ierten die Ärzte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Als Folge hatte Pinkelnig mit neurologis­chen Ausfällen zu kämpfen. „Es waren Anzeichen von Alzheimer da. Mein Hirn hat Strukturen aufgewiese­n, die man in meinem Alter nicht haben dürfte“, erzählt sie. Umso beeindruck­ender ist nun ihr Comeback: „Ich habe vielen Leuten zu danken, die mich unterstütz­t haben. Jetzt bin ich einfach nur glücklich, wieder springen zu können.“

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GEPA Pinkelnig: „Ich habe vielen Leuten zu danken, die mich unterstütz­t haben“
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GEPA Kramer: „Ich will einfach die beste Skispringe­rin der Welt sein“
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APA (2) Bei der Arbeit: Eva Pinkelnig (links) meldete sich in Rasnov auf der SkisprungB­ühne zurück, Kramer musste bei der WMGeneralp­robe zuschauen
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