Italiener geben PCS volle Verantwortung
Klagenfurter Softwarehaus steigt im italienischen GPIKonzern auf und ist für Mittel- und Osteuropa zuständig.
Anfang 2017 wechselte die Klagenfurter PCS (Professional Clinical Software GmbH) den Besitzer: Die italienische TBS-Gruppe verkaufte das 1997 gegründete Softwarehaus, das zu Beginn Programme zur Datenarchivierung für das LKH Villach programmierte, an die ebenfalls italienische GPI-Gruppe mit Sitz in Trient/Trento. Der Softwarekonzern setzte 2020 270 Millionen Euro um und erzielte 40 Millionen Euro Ergebnis. Viele befürchteten damals Kürzungen und Personalabbau – doch es kam ganz anders, berichtet der Klagenfurter Jan Bürger, seit 2018 Geschäftsführer. Er stellte die Firma auf den Kopf, überzeugte den neuen Eigentümer Fausto Manzana – GPI notiert an der Mailander Börse – in PCS und deren Kliniksoftware „Patidok“zu investieren. „Es gelang uns, die Innovationsrate nach oben zu schrauben“, erklärt der 51-Jährige Manager.
Mittlerweile basiert das modernisierte PCS-Krankenhausinformationssystem auf Webtechnologie und mobilen Applikationen, das Produktportfolio von PCI wurde deutlich erweitert. Mit der Aufnahme von Apothekenrobotern ins Produktportfolio gelang es, etwa das AKH in Wien als Kunden zu gewinnen. GPI sei in dem Sektor Technologieführer, die Kärntner kümmern sich um die Vermarktung der Riedl-PhasysRoboter in Deutschland, Österreich und die Schweiz. Neben Apotheken sind auch Pharmagroßhändler Zielgruppen für diese Form der Automatisation. „Wir richten dafür in Klagenfurt eine eigene Show-Apotheke ein“, erklärt Bürger, das PCSHeadquarter im Klagenfurter Industrieviertel soll renoviert und umgebaut werden.
Als weiteren Geschäftsbereich bieten die Kärntner Blutbankeninformationssysteme der italienischen Mutter an. Dazu kommen telemedizinische Lösungen wie „Hightech-Tattoos“– extrem dünne Folien, die, auf die Haut geklebt, Vitalwerte erfassen und übertragen. Im Zuge der Vermarktung der neuen Produktlinie habe es sich gezeigt, so Bürger, dass die Italiener bei Telemedizin um Jahre voraus seien.
PCS kommt im italienischen Konzern mittlerweile die Rolle des „Brückenbauers“in andere Regionen Europas zu: Im Sommer 2020 wurde den Kärntnern von ihren Eigentümern die Zuständigkeit für Zentral- und Osteuropa übertragen. Derzeit arbeiten 65 der 75 PCS-Mitarbeiter in Klagenfurt. Das künftige Wachstum von PCS werde vor allem außerhalb Österreichs stattfinden. „Wir sind im Konzern für die Entwicklung von den baltischen Staaten bis Slowenien verantwortlich“, so Bürger, der nach Jahren in Deutschland nach Klagenfurt zurückkehrte. „PCS wurde von einem regionalen Unternehmen zu einem wesentlichen Teil einer erfolgreichen internationalen Gruppe.“
Die Verkehrssituation Kärntens erschwere jedoch die Arbeit. Bürger beklagt besonders die Einschränkungen an den Flughäfen in Klagenfurt sowie in Laibach, das beschere gröbere „Reiseprobleme“. Dennoch sei es trotz Lockdowns gelungen, neue Kunden in Deutschland und der Schweiz zu gewinnen, „die wir noch nie zuvor persönlich gesehen haben.“Der Zyklus dafür habe sich von zwölf auf vier Monate verkürzt, durch die Coronakrise gebe es nun „Effizienz pur“, so Bürger. Wie andere Softwarehäuser beklagt PCS Probleme bei der Gewinnung von Personal. Man arbeite mit Bildungseinrichtungen eng zusammen und suche „händeringend“nach Mitarbeitern, so Bürger.