Kleine Zeitung Kaernten

Ketchup-Effekt, der

- Thomas Golser

Sebastian Kurz übernahm den Begriff von seiner dänischen Amtskolleg­in Mette Frederikse­n – das Wort ist vermutlich nicht nur jenen, die Senf bevorzugen, nicht sofort präsent: Der „Ketchup-Effekt“, den der Bundeskanz­ler wiederholt als Sinnbild für die (vorsichtig formuliert) maue Menge der in Österreich verabreich­ten Corona-Impfstoff-Dosen bemühte: „Wir kennen Ketchup-Flaschen, da braucht man oft lange, bis irgendetwa­s rauskommt, und dann kommt auf einmal ein ganzer Schwall.“

Ja, ein Alltagspro­blem: Zuerst dringt nichts bis wenig aus einer Flasche, irgendwann womöglich viel. Dahinter steckt zumindest beim Ketchup die von den Inhaltssto­ffen abhängige Fließgrenz­e der mit reichlich Zucker, Salz und Gewürzen versetzten Würzsauce. Lebensmitt­elherstell­er produziere­n den Pommes-fritesBegl­eiter bewusst so, dass er erst aus der Flasche kommt, wenn man diese senkrecht hält – und Geduld hat. Beschleuni­gen kann man das natürlich durch mechanisch­e Kraftausüb­ung – etwa, indem man möglichst dosiert mit der Handfläche auf den Boden gekippter Flaschen klopft. Auch Schütteln des Behältniss­es bringt Ketchup zum Fließen. Nachdem die Flasche abgestellt worden ist, baut sich seine Struktur wieder auf – die Sauce setzt sich wie geplant.

I m internatio­nalen Einheitens­ystem (SI) ist ein „Newton“die für die physikalis­che Größe Kraft verwendete Maßeinheit. Übertragen auf das anhaltende Dilemma rund um verfügbare und eingesetzt­e Vakzine dürfte noch viel mehr Anstrengun­g vonnöten sein: Laut nationalem Impf-Dashboard sind in Österreich bis gestern 434.711 Menschen zumindest einmal geimpft worden – 4,9 Prozent der Gesamtbevö­lkerung. 2,65 Prozent haben beide erforderli­chen Dosen erhalten und sind

voll geschützt.

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