Beim Impfen liegen Bund und Länder im Clinch
Es ist mehr Impfstoff vorhanden, als verimpft wird: Die Hintergründe, warum Bund, Länder, Impfstoffhersteller aneinandergeraten.
Kaum ein Tag vergeht, an dem sich nicht Bund und Länder bei den Impfungen in die Haare kriegen. In Regierungskreisen spöttelt man gern über die Länder, diese seien mit der Ausrollung völlig überfordert und würden noch dazu die Altersgruppen unterschiedlich priorisieren. Die Länder werfen dem Bund vor, nicht genügend Impfdosen bestellt und ausgeliefert zu haben.
Nun liegen Daten vor, aus denen hervorgeht, dass von den bisher gelieferten 823.000 Impfdosen rund 140.000 Stück, also 17 Prozent der Gesamtmenge, auf ihre Auslieferung in den Lagern der Bundesländer warten. Am schnellsten impft Kärnten, 91 Prozent der gelieferten Waren wurden verabreicht, gefolgt von Vorarlberg (88 Prozent) und Niederösterreich (86 Prozent). Die Steiermark liegt im Mittelfeld (82 Prozent), Schlusslichter sind Wien (78 Prozent) und Salzburg (76 Prozent). Will heißen: Während in Kärnten nur zehn Prozent der im Bundesland eingetroffenen Menge im Lager liegen, ist es in Salzburg fast ein Viertel. In Bezug auf die Impfstoffe heißt das: 73.200 Dosen wurden vom Moderna-Impfstoff ausgeliefert, 20.265 davon verabreicht. Von AstraZeneca hat Österreich 156.000 Dosen erhalten, 92.474 wurden verimpft. Am meisten wurde vom vorhandenen Biontech/Pfizer-Vakzin verabreicht.
liegen bleiben, kann man am Beispiel AstraZeneca erklären, und es geht dabei nicht um Impfverweigerer: Die Länder sammeln zwischenzeitlich tatsächlich Impfkontingente. Zum Beispiel hätte man in der Steiermark 2000 Corona-Impfungen für die Gruppe der Begleitpersonen von Schwangeren. Dafür bräuchte man jedoch 7000 Impfungen. Damit niemand benachteiligt wird, versucht man Impfdosen so lange zu sammeln, bis die Durchimpfung aller Betroffenen möglich ist.
Dazu kommt: Letzte Woche hat man etwa in der Steiermark mit 16.000 Impfdosen gerechnet – erhalten hat man aber laut
Landesvertretern lediglich 9000. In der Steiermark wurde man vom Bund jetzt außerdem informiert, dass es in den Kalenderwochen 11/12 keine genauen Angaben zu Lieferterminen/Impfstoffmengen gebe. Aufgrund der unklaren Informationslage sei es schwierig, Impfpläne zu erstellen. Um eine Impfgruppe zu informieren, braucht es Vorlaufzeit. Und so lange bleiben Impfstoffe liegen.
In dieser unklaren Gemengelage reiben sich Bund, Länder und Impfstoffhersteller auf.
Pharmaindustrie und Bund weisen die Verantwortung von sich. AstraZeneca erklärt, man liefere wie geplant, die EU verteile. Das Gesundheitsministerium sagt: Hersteller geben Liefermengen bekannt, man könne das weitergeben, was eintreffe.