Wie gut ist der Impfstoff von AstraZeneca
Der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca, entwickelt gemeinsam mit der Oxford University, hat ein schlechtes Image. Das hat zwei Gründe: geringere Wirksamkeitsdaten sowie die Empfehlung, nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren mit diesem Vakzin zu impfen.
Zu erstem Punkt: Die mRNAImpfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, die vor AstraZeneca um Zulassung in der EU angesucht hatten, haben höhere Wirksamkeitswerte. Das ist faktisch richtig, denn das Vakzin von AstraZeneca weist in Bezug auf milde und moderate Verläufe einen geringeren Wert auf (70 Prozent) als die beiden mRNA-Vakzine (etwa 95 Prozent). Aber: „Alle drei aktuell in der EU zugelassenen Impfstoffe können zu knapp 100 Prozent schwere Covid-Erkrankungen verhindern“, sagt Markus Zeitlinger (Med Uni Wien). Diese schweren Verläufe zu verhindern, ist das Ziel: Je mehr Patienten mit schweren Verläufen ins Krankenhaus müssen, umso stärker ist das Gesundheitssystem belastet.
Eine Studie, veröffentlicht Mitte Februar von Public Health Scotland, besagt, dass schon die erste der zwei notwendigen AstraZeneca-Dosen das Risiko eines Klinikaufenthalts um bis zu 94 Prozent reduziert. Zum Vergleich: Das Vakzin von Biontech/Pfizer reduziert dieses Risiko demnach um rund 85 Prozent.
In Bezug auf die südafrikanische Variante ist die Wirksamkeit von AstraZeneca sehr gering bei milden und moderaten Verläufen, bei schweren ist die Datenlage unzureichend. Gegen die britische Variante wirkt der Impfstoff ähnlich gut wie gegen den Wildtyp.
Zweiter Kritikpunkt waren die spärlichen Daten bezüglich Personen über 65 Jahren. Die Empfehlung des nationalen Impfgremiums in Österreich lautet deswegen, AstraZeneca, wenn möglich, nur an Menschen zwischen 18 und 64 Jahren zu verimpfen.
In diesem Zusammenhang wurde am Montag eine Studie der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England veröffentlicht, die AstraZeneca eine hohe Effektivität zuspricht. Vier Wochen nach der ersten Dosis haben Geimpfte im Alter ab 70 Jahren rund 57 bis 73 Prozent weniger Covid-19-Erkrankungen. Auch die Zahl der Hospitalisierungen sei um rund 80 Prozent verringert. Aber, diese Daten sind „pre-print“, das bedeutet, sie wurden noch nicht von unabhängigen Experten überprüft. „Diese Zahlen sind sehr interessant“, sagt Herwig Kollaritsch, Mitglied des nationalen Impfgremiums. „Halten sie einer Analyse von Experten stand, dann ist es möglich, dass wir die Empfehlung in Bezug auf AstraZeneca anpassen.“