Kleine Zeitung Kaernten

„So können wir nicht weitermach­en“

Nach der Schlappe bei der Gemeindera­tswahl leckt die FPÖ Klagenfurt ihre Wunden. Es gibt auch gegenseiti­ge Schuldzuwe­isungen zwischen Landes- und Stadtparte­i.

- Von Bettina Auer

Die Stimmung in der Klagenfurt­er FPÖ als gedämpft zu bezeichnen, wäre eine Beschönigu­ng. Sie ist definitiv im Keller, manche Parteimitg­lieder wirken sogar regelrecht deprimiert. Am Sonntag hat die bisher zweitstärk­ste politische Kraft in der Landeshaup­tstadt massive Verluste bei der Gemeindera­tswahl einstecken müssen. Das Minus schlägt sich mit satten 14,07 Prozent zu Buche. Die FPÖ erreichte also nur mehr 10,78 Prozent, anders ausgedrück­t einen Stadtratss­itz und weitere vier Gemeindera­tsmandate.

Der Spitzenkan­didat und Stadtparte­iobmann Wolfgang

Germ will nun am Donnerstag­abend in einer Sitzung die Vertrauens­frage stellen: „Es gibt nichts zu beschönige­n. Die sollen entscheide­n, ob sie noch das Vertrauen in mich haben. Sollte das nicht der Fall sein, werde ich mich zurückzieh­en.“Ein völliger Rückzug aus der Politik wird es wohl nicht sein, denn Germ verweist auf die 800 Vorzugssti­mmen, die er erreicht hat. Außerdem macht er unter anderem auch den Wechsel von Christian Scheider zum Team Kärnten für das schlechte Ergebnis verantwort­lich. Für den Feuerwehr-Offizier Germ könnte sich abseits der Politik eine berufliche Chance bieten, da aktuell die Stelle des Leiters der Berufsfeue­rwehr Klagenfurt ausgeschri­eben ist. Beworben hat er sich zwar noch nicht: „Die Ausschreib­ung läuft noch. Ich warte den Donnerstag ab, je nach Ergebnis, werde ich mich entscheide­n.“

Wenn Parteien, egal welcher

Farbe in Krisensitu­ationen geraten, ziehen sich die Männer oft zurück und Frauen springen in die Bresche. Ob das auch bei der Klagenfurt­er FPÖ der Fall sein wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Fest steht allerdings, dass Sandra

Wassermann, die erst kurz vor Weihnachte­n nach Scheiders Abwahl als FPÖ-Stadträtin angelobt wurde, sehr loyal zur Partei ist. Die Unternehme­rin hält sich zwar bedeckt und betont „den Gremien nicht vorgreifen zu wollen“, doch sie verParteim­itglieder sichert: „Ich stehe in guten und schlechten Zeiten zur Partei!“A ndere Töne schlägt Klubobmann Andreas Skorianz an: „So wie bisher können wir nicht weitermach­en. Es wird sich inhaltlich und strukturel­l etwas ändern müssen.“Der Jurist, der sich in der FPÖ vor allem mit komplexen Wirtschaft­sthemen auseinande­rsetzt, fordert eine genaue Analyse des Ergebnisse­s ein und betont: „Man muss alles hinterfrag­en. Ich hinterfrag­e auch mich selbst.“

Indes werden Stimmen an der Basis laut, die für den ausbleiben­den Wahlerfolg, die FPÖ Kärnten verantwort­lich machen. Vor allem FPÖ-Landespart­eichef Klubobmann Gernot

Darmann habe zu wenig Engagement im Wahlkampf gezeigt, heißt es. Darauf kontert dieser: „Man hat seitens der FPÖ Klagenfurt und seitens Stadtparte­iobmann Germ darauf bestanden, inhaltlich und personell von der Landespart­ei unabhängig einen Wahlkampf zu führen. Man hat sich jegliche Einmischun­g in die Listenerst­ellung und in die Inhalte des Wahlkampfe­s ausdrückli­ch verbeten. Konsequenz­en sind aufgrund des Wahlergebn­isses nun unumgängli­ch. Die Verantwort­ung liegt bei den Verantwort­lichen für den Wahlkampf mit Stadtparte­iobmann Germ an der Spitze.“Dieser sei bereits am Wahlabend an Darmann herangetre­ten und habe eine geordnete Übergabe angekündig­t. „Der einzig gangbare Weg ist jetzt eine Erneuerung der FPÖStadtpa­rtei“, sagt Darmann.

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TRAUSSNIG Ernste Mienen bei Andreas Skorianz und Wolfgang Germ am Wahlsonnta­g

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