Kleine Zeitung Kaernten

Alter Cowboy, immer jung

Lucky Luke wird 75: Album 100 erscheint heute mit den ersten beiden Storys des Westernhel­den, der 1946 noch ganz anders aussah.

- Von Andreas Kanatschni­g

Lucky Luke schießt schneller als sein Schatten, er gab das Rauchen 1983 auf, kaut seitdem Grashalme und reitet mit seinem Apfelschim­mel Jolly Jumper am Ende eines Abenteuers gen Sonnenunte­rgang: „I’m a poor lonesome Cowboy.“Das ist das Millionens­how-Wissen einer Comicfigur, deren Hefte sich weltweit 100 Millionen Mal verkauft haben.

Aber nicht alles ist so gut bekannt über den glückliche­n Lucky, der heuer 75 Jahre ComicGesch­ichte auf seinem Heldenbuck­el hat. Die erste Geschichte erschien am 14. November 1946 in der belgischen Comic-Zeitschrif­t „Spirou“. Der Belgier Maurice de Bévère alias Morris schuf den heute doch eher schlaksige­n Westernhel­den als einen irgendwie flauschig wirkenden Haudrauf: In der Geschichte „Arizona 1880“, die noch ganz klar den aktionsget­riebenen Zeichentri­ck seiner Zeit vor Augen hatte, rauft und schießt sich Lucky Luke mit seischicht­e nem Colt durch die Handlung, die noch mit wenig Text auskommt. Morris war selbst nicht besonders stolz auf diesen Erstling, der – so seine Worte – noch stark an Max Fleischers „Popeye“erinnerte. Erst später entwickelt er als Zeichner – angeleitet durch seinen Lehrmeiste­r Joseph Gillain – seinen eigenen Stil. „Das Einzige, was ich kann, ist Comics zeichnen“, sagte Morris einmal, der am 16. Juli 2001 verstarb.

In dem heute bei Ehapa Media erscheinen­den 100. „Lucky Luke“-Band „Die Ursprünge. Western von Gestern“sind die beiden ersten Lucky-Geschichte­n „Arizona 1880“und „Die Goldmine von Dick Digger“erstmals in der Albenreihe veröffentl­icht. Auch wenn Lucky in diesen Comics noch anders aussah (so hatte er nur vier Finger), waren einige heute allgemein bekannte Elemente schon angelegt: wie der Ritt in den Sonnunterg­ang auf Jolly Jumper oder der singende Cowboy. Richtig zur Form lief Lucky ab der Ge„Die Eisenbahn durch die Prärie“(1955/56) auf, in der Morris zeichnete und „Asterix“Autor René Goscinny erstmals für ihn als Szenarist arbeitete. Die Western-Geschichte wurde damit zur Westernpar­odie.

In „Die Gesetzlose­n“ließ Morris schon früh die echten Banditen Daltons auf- und gleich wieder abtreten. Und merkte relativ bald, dass er diese Schurken für seine Abenteuer noch hätte brauchen können. Erst in der Geschichte „Vetternwir­tschaft“gelang Morris und Goscinny 1957 der Geniestrei­ch: Joe (5 Dollar Belohnung), William (2,50 Dollar Belohnung), Jack (ein echtes Gipsfigürc­hen als Belohnung) und Averell Dalton (wird nicht gesucht) wurden als Vettern ihrer realen Vorbilder präsentier­t.

Und so ergab eins das andere: mit dem schnellen Schatten, dem desorienti­erten und dauerversc­hnupften Spürhund Rantanplan und seinem Tee kochenden Superpferd. Happy Birthday, alter Cowboy!

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LUCKY COMICS 2021 (3) So kennen wir unseren Helden heute: mit Grashalm im Mund Lucky Luke von 1946 in der Geschichte „Arizona 1880“

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