Alter Cowboy, immer jung
Lucky Luke wird 75: Album 100 erscheint heute mit den ersten beiden Storys des Westernhelden, der 1946 noch ganz anders aussah.
Lucky Luke schießt schneller als sein Schatten, er gab das Rauchen 1983 auf, kaut seitdem Grashalme und reitet mit seinem Apfelschimmel Jolly Jumper am Ende eines Abenteuers gen Sonnenuntergang: „I’m a poor lonesome Cowboy.“Das ist das Millionenshow-Wissen einer Comicfigur, deren Hefte sich weltweit 100 Millionen Mal verkauft haben.
Aber nicht alles ist so gut bekannt über den glücklichen Lucky, der heuer 75 Jahre ComicGeschichte auf seinem Heldenbuckel hat. Die erste Geschichte erschien am 14. November 1946 in der belgischen Comic-Zeitschrift „Spirou“. Der Belgier Maurice de Bévère alias Morris schuf den heute doch eher schlaksigen Westernhelden als einen irgendwie flauschig wirkenden Haudrauf: In der Geschichte „Arizona 1880“, die noch ganz klar den aktionsgetriebenen Zeichentrick seiner Zeit vor Augen hatte, rauft und schießt sich Lucky Luke mit seischichte nem Colt durch die Handlung, die noch mit wenig Text auskommt. Morris war selbst nicht besonders stolz auf diesen Erstling, der – so seine Worte – noch stark an Max Fleischers „Popeye“erinnerte. Erst später entwickelt er als Zeichner – angeleitet durch seinen Lehrmeister Joseph Gillain – seinen eigenen Stil. „Das Einzige, was ich kann, ist Comics zeichnen“, sagte Morris einmal, der am 16. Juli 2001 verstarb.
In dem heute bei Ehapa Media erscheinenden 100. „Lucky Luke“-Band „Die Ursprünge. Western von Gestern“sind die beiden ersten Lucky-Geschichten „Arizona 1880“und „Die Goldmine von Dick Digger“erstmals in der Albenreihe veröffentlicht. Auch wenn Lucky in diesen Comics noch anders aussah (so hatte er nur vier Finger), waren einige heute allgemein bekannte Elemente schon angelegt: wie der Ritt in den Sonnuntergang auf Jolly Jumper oder der singende Cowboy. Richtig zur Form lief Lucky ab der Ge„Die Eisenbahn durch die Prärie“(1955/56) auf, in der Morris zeichnete und „Asterix“Autor René Goscinny erstmals für ihn als Szenarist arbeitete. Die Western-Geschichte wurde damit zur Westernparodie.
In „Die Gesetzlosen“ließ Morris schon früh die echten Banditen Daltons auf- und gleich wieder abtreten. Und merkte relativ bald, dass er diese Schurken für seine Abenteuer noch hätte brauchen können. Erst in der Geschichte „Vetternwirtschaft“gelang Morris und Goscinny 1957 der Geniestreich: Joe (5 Dollar Belohnung), William (2,50 Dollar Belohnung), Jack (ein echtes Gipsfigürchen als Belohnung) und Averell Dalton (wird nicht gesucht) wurden als Vettern ihrer realen Vorbilder präsentiert.
Und so ergab eins das andere: mit dem schnellen Schatten, dem desorientierten und dauerverschnupften Spürhund Rantanplan und seinem Tee kochenden Superpferd. Happy Birthday, alter Cowboy!