Kleine Zeitung Kaernten

Kurz’ engster Kreis unter der Lupe

POLITIK INTERN. Kurz weist den Vorwurf, er habe Gratisurla­ub auf Mallorca verbracht, empört als Dirty Campaignin­g zurück.

- Von Georg Renner und Michael Jungwirth

Es dürfte ein spannender Tag im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss werden: Gleich zwei Akteure des inneren Zirkels rund um Sebastian

Kurz (ÖVP) sind heute als Auskunftsp­ersonen geladen: ÖVPGeneral­sekretär Axel Melchior und einer seiner Vorgänger, Stefan Steiner. Letzterer ist inzwischen als politische­r Berater selbststän­dig, gilt aber nach wie vor als Stratege hinter dem Aufstieg von Kurz an die Spitze der Volksparte­i und ins Kanzleramt. Thematisch soll es in den Befragunge­n vor allem um das „Projekt Ballhauspl­atz“gehen, also den Plan, wie die ÖVP 2017 die Kanzlersch­aft erobern sollte – inklusive Listen mit potenziell­en Spendern für die Finanzieru­ng besagten Plans. Melchior dagegen – im Gegensatz zu seinen Vorgängern relativ zurückhalt­end, was Attacken auf politische Gegner angeht – ist zuletzt in den eigenen Reihen unter Beschuss gekommen: „Die Türkisen vermissen ihren Generalsek­retär“, titelte der „Kurier“. Die Landespart­eien würden einen stärkeren General fordern, berichtete die Zeitung unter Berufung auf anonyme Quellen.

Im Zuge eines kurzfristi­g anberaumte­n Hintergrun­dgespräche­s ist Kanzler Sebastian Kurz gestern in die Offensive gegangen, um neue Vorwürfe, die die Runde machen, als „übles Dirty Campaignin­g“anzuprange­rn. Kurz und seine Lebensgefä­hrtin Susanne Thier sollen, so die Anschuldig­ung, im Mai 2018 in der Villa der bekannten Immobilien­unternehme­rin Gabriela

Spiegelfel­d auf Mallorca mehrere Tage als Gäste verbracht haben. Den Hinweis hat der Chefredakt­eur des von Peter Pilz aus der Taufe gehobenen Online-Blogs „ZackZack“, Thomas

Walach, im Zuge einer Zeugeneinv­ernahme bei der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) am 17. Februar deponiert. Kurz erfuhr von dem Vorwurf – und einem acht Seiten umfassende­n WKStA-Akt – durch einen Journalist­en. Ein Gratisurla­ub kommt einer verbotenen Geschenkan­nahme gleich und ist

Amtsträger­n untersagt.

Kurz beteuerte gestern in dem Gespräch, an den Anschuldig­ungen sei nichts dran. Er und seine Freundin hätten sehr wohl im Frühsommer 2018 vier Tage auf der Balearen-Insel verbracht, sie seien aber im Hotel abgestiege­n. Zum Beweis legte er eine Kopie der Rechnung vor, die PediküreKo­sten der Freundin inklusive. Abgesehen davon habe er die Unternehme­rin auf Mallorca weder in der Finca besucht noch gesehen. Pikantes Detail: Spiegelfel­d ist morgen vor dem IbizaU-Ausschuss geladen.

Peter Pilz meinte auf Nachfrage, man sei noch „mitten in den Recherchen“. Dass Kurz – anders als vom „ZackZack“-Chefredakt­eur behauptet – in einem Hotel abgestiege­n sei, sei durchaus möglich. Der Mallorca-Aufenthalt bleibe dennoch dubios, so Pilz – ohne Belege vorlegen zu können. Walach ergänzte, er arbeite als Journalist und werde seine Quellen nicht preisgeben.

Diese Vorwürfe stünden exemplaris­ch für die „Methode Pilz“und den Mechanismu­s, wie Dirty Campaignin­g funktionie­re, empörte sich Kurz. „Durch die Konstrukti­on von unwahren Zusammenhä­ngen will man den Anschein erwecken, dass hier etwas Verdächtig­es passiert ist“, so der Kanzler. „Nach dem Motto: Irgendwas wird schon stimmen und hängen bleiben.“Kurz nahm die Justiz nicht ins Visier.

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ÖVP-Generalsek­retär Axel Melchior (links) zählt zu Kurz’ Vertrauten

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