Als ob alle Dicken willensschwach wären!
Der morgige Tag sollte aufrütteln, aber Dicke hören meist nur: Iss halt weniger!
Unvergessen: Die Tochter, sieben Jahre alt, kommt von der Schule nach Hause und erklärt, wie viele Stück Würfelzucker in einem Glas Cola und in einem Becher Fruchtjoghurt enthalten sind. Mit der Hand hat sie die Höhe der Würfelzucker angezeigt, die begeisterte Mutter rief: „So viel?“, die Tochter nickte ernst und Coca-Cola war fortan abgehakt. Eine Schulstunde mit durchschlagendem Erfolg. Wie viele Eltern solchen Lehrerinnen für eine derart engagierte Ernährungsbildung dankbar sind? Nein,
nicht nur weil nervende Diskussionen über zuckerhaltige Getränke sich damit erübrigen, sondern weil sie ein Grundstein für gesunde Ernährung und ein Gegengewicht zum immer noch erlaubten penetranten Kindermarketing für zu süße und fette Nahrungsmittel sein kann.
Was die Familienministerin am morgigen Tag der Obesity (Fettleibigkeit) mit Blick auf Schweden endlich fordern könnte? Ein Verbot von Kindermarketing für unausgewogene Ernährung. Wenn bereits fast jeder dritte Neunjährige in Österreich übergewichtig ist und das Risiko hat, adipös zu werden, sollten die Alarmglocken läuten. Oder läuten sie nicht, weil ohnehin 41 Prozent der Erwachsenen übergewichtig sind und wir uns sagen: Alles nicht so schlimm? Bis Menschen wirklich adipös werden, dann als willensschwach sozial ausgegrenzt werden und zu hören bekommen: „Iss halt weniger.“Als ob Adipositas keine Krankheit wäre. Als ob alle gleiche Stoffwechselreaktionen hätten. Als ob der Grundstein nicht oft schon im Kindesalter gelegt würde. Also Schluss mit Stigmatisierungen und Vorurteilen gegenüber adipösen Menschen.
J a, da brauchen wir noch viele Lehrerinnen mit Würfelzucker-Beispielen, Eltern als Vorbilder und eine Familienministerin, die sich einmal das Kindermarketing anschauen sollte.