Kleine Zeitung Kaernten

Die stillen Zeugen türkis-blauer Deals

Der Ibiza-U-Ausschuss hat gestern die SMS zwischen Kurz und Strache bekommen. Darüber gesprochen darf aber nicht werden.

- Von Veronika Dolna

Am Mittwoch haben die Parlaments­parteien eine langersehn­te EMail bekommen: Das Justizmini­sterium hat den Chatverlau­f zwischen Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und seinem ehemaligen Vize Heinz-Christian Strache (damals FPÖ) geliefert – und das schon zum zweiten Mal in dieser Woche.

Schon am Dienstag hatte ein Mitarbeite­r der Oberstaats­anwaltscha­ft nämlich einen USB-Stick in die Parlaments­direktion gebracht, auf dem rund 300 Nachrichte­n abgespeich­ert waren. Er musste ihn aber unverricht­eter Dinge wieder mitnehmen. Denn der SMS-Verkehr zwischen Kurz und Strache ist als „geheim“eingestuft und darf laut der „Geheimschu­tzordnung des Bundes“nicht elektronis­ch verarbeite­t werden. Die Akten mussten ausgedruck­t werden, ein Ordner wurde am Mittwoch geliefert.

Aufgrund der hohen Klassifizi­erung geschieht das unter strengen Sicherheit­svorkehrun­gen. Aufbewahrt werden müssen die Dokumente in einem Stahlschra­nk, über den Inhalt sprechen dürfen die Abgeordnet­en nur in einem abhörsiche­ren Raum. Neos und SPÖ kritisiere­n das scharf. Sie wollen die Einstufung bekämpfen. Auch die Grünen halten die Geheimnist­uerei für übertriebe­n: „So werden die SMS nur noch interessan­ter“, sagt die grüne Fraktionsf­ührerin Nina Tomaselli.

von Kurz und Strache so geheim ist, dass es eine „erhebliche Schädigung der Staatsinte­ressen“zur Folge hätte, wie es die Klassifizi­erung vermuten lässt, bleibt unklar. Medial durchgesic­kert sind bisher nur Nachrichte­n, die Einblick in die türkisblau­e Regierungs­zusammenar­beit geben.

So soll Strache in einer SMS an Kurz das Ibiza-Video kurz vor der Veröffentl­ichung noch als „halb so wild“bezeichnet haben. An anderer Stelle beschwerte sich Kurz über Widerstand der FPÖ gegen Einsparung­en im Pensionsbe­reich, obwohl die ÖVP im Gegenzug Verbesseru­ngen bei der Mindestpen­sion mittragen würde. „Du vergisst leider immer deine Teile der Vereinbaru­ngen“, soll Kurz an Strache geschriebe­n haben. Der habe geantworte­t: „Du weißt, dass dies falsch ist und du hier unehrlich spielst.“

Tiefere Einblicke in politische Hinterzimm­erdeals verspreche­n sich die Abgeordnet­en von einem anderen Nachrichte­nkonglomer­at, das der U-Ausschuss bald bekommen soll: Die erste Tranche der wiederherg­estellten Chats und Nachrichte­n des Handys von ÖBAG-Chef Thomas Schmid, einst Generalsek­retär im Finanzmini­sterium. Um die mehr als 300.000 Nachrichte­n zu sortieren, wurde bei der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft extra Personal aufgestock­t. Im Monatsrhyt­hmus soll der U-Ausschuss nun die ausgewerte­ten Nachrichte­n zur Verfügung gestellt bekommen.

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Was an den SMS
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APA Die SMS des Kanzlers an seinen früheren Koalitions­partner sind Thema

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