Kleine Zeitung Kaernten

Die Anlauf-Verkürzung ist ein Spiel mit dem Feuer

- Alexander Pointner analysiert Marita Kramers Abschneide­n bei der Großschanz­en-Premiere. Alexander Pointner

Die großen Favoriten sind bei dieser WM geschlagen: Halvor Egner Granerud kann aufgrund einer Covid-Infektion nicht mehr starten und Sara Marita Kramer musste sich erneut mit einem bitteren vierten Rang zufriedeng­eben. Das Niveau dieses ersten Großschanz­enbewerbs bei den Damen war extrem hoch, die Bedingunge­n nicht einfach, und so gab die Routine den Ausschlag: Maren Lundby holte vor Sara Takanashi Gold.

Bis zum Probesprun­g hatte Kramer ihre Favoritenr­olle klar verteidigt, doch dann schien der Flow zu reißen. Vielleicht hatte sie die Anlaufverk­ürzung von Cheftraine­r Harald Rodlauer verunsiche­rt, bei der Kramer nicht auf die Sollweite gekommen war. Ich weiß aus Erfahrung, dass dies – auch wenn der Probesprun­g nicht zählt – vor allem junge Athleten irritieren kann. Die bewusste Verkürzung des Anlaufs durch den Trainer ist immer ein Spiel mit dem Feuer, ein Grenzgang. Doch da die Jury beim ersten Bewerb auf die enormen Weiten Kramers keine Rücksicht genommen hatte und dann eine Fehlentsch­eidung traf, war Rodlauer gezwungen, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Zudem hat Kramer bei der Landung großes Entwicklun­gspotenzia­l, der Telemark funktionie­rt bei großen Weiten (noch) nicht. Skispringe­n ist so ein sensibler Sport, schon leichte Unsicherhe­iten können unter großem Druck zur Verkrampfu­ng führen. Es war wohl ihrer Jugend geschuldet, dass Kramer gestern Nerven zeigte.

E xtrem schade ist es, dass bei den Herren der beste Springer der Saison fehlen wird. Ich hoffe, dass bei den ÖSV-Adlern die Corona-Jammerei nun endlich der Vergangenh­eit angehört: Es gibt einen deutlich schlechter­en Zeitpunkt für eine Infektion als den Saisonbegi­nn. Seit November ist genug Zeit vergangen, um in einen Wettkampfr­hythmus zu finden.

gewann als Skisprungt­rainer 32 Medaillen bei Großereign­issen.

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THOMAS STEINLECHN­ER

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