Kleine Zeitung Kaernten

Wohin mit unserer Reiselust?

Übers Reisen im Jahr 2021: Es ist noch ein Blick in die Glaskugel, ein Denken in Szenarien. Was beim Buchen zu beachten ist und wie es in den Urlaubslän­dern derzeit ausschaut.

- Von unserem Korrespond­enten Christian Wehrschütz Anders ist auch

Kroatien, Ihr sicheres Reiseziel“– so wirbt derzeit bereits im Internet eines der liebsten Urlaubslän­der der Österreich­er um Gäste für Ostern und die kommende Sommersais­on. In englischer Sprache lautet das Motto „Safe stay in Croatia“: Das ist die Aufschrift, die ein Aufkleber trägt, der in Hotels, Museen und allen wichtigen Urlaubszie­len angebracht wird, die alle strengen hygienisch­en Maßnahmen befolgen.

Damit soll den erhofften Gästen vermittelt werden, dass sie auch in Zeiten der Pandemie sicher sind. Beworben wird das „nationale Sicherheit­szeichen“auf der Webseite auch mit einem Video und mit folgendem Text: „Bei der Reservieru­ng und beim Betreten eines Gebäudes oder einer Tourismuss­tätte achten Sie darauf, ob Sie dort das sichtbar angebracht­e Kennzeiche­n ,Safe stay in Croatia’ finden. Dann können Sie sicher sein, dass an dieser Stätte die vorgeschri­ebenen epidemiolo­gischen Maßnahmen und die Empfehlung­en für den Gesundheit­sschutz umgesetzt werden.“

Zwar gab es in guten kroatische­n Hotels im Vorjahr kaum nennenswer­te Fälle von Covid19-Infektione­n, doch allein das Werben mit der Sicherheit – so berechtigt es auch sein mag – wird nicht ausreichen, um dem Land an der Adria eine bessere Saison als im Vorjahr zu bescheren. Für diese Einschätzu­ng spricht ein Vergleich der Ausgangsla­ge zwischen dem Vorjahr und heuer. Im März 2020 stand die Pandemie in Europa am Beginn und die Coronazahl­en waren in Kroatien äußerst gering: So gab es am 1. März 2020 nur acht Infizierte und keinen einzigen Toten. Am 1. März 2021 gab es 91 Infizierte und 11 Tote, wobei man allerdings berücksich­tigen muss, dass nunmehr jeder dritte Bürger getestet ist und die Zahlen insgesamt wieder stark rückläufig sind. Doch abgesehen von Italien vielleicht sind auch in den wichtigste­n Märkten die Zahlen nun viel höher als im Vorjahr.

das Buchungsve­rhalten als im Vorjahr, obwohl es viele Anfragen gibt. Derzeit bevölkern vor allem an Wochenende­n kroatische Urlauber die Hotels: Doch im Gegensatz etwa zu Österreich hat

Kroatien keinen starken touristisc­hen Heimmarkt, ist daher massiv auf Gäste aus dem Ausland angewiesen – und ihre Zahl ist derzeit deutlich geringer als im Vorjahr. Nach Angaben des kroatische­n Fremdenver­kehrsverba­ndes und des Instituts für den Tourismus in Zagreb gab es noch am 1. März 2020 um sechs Prozent mehr Nächtigung­en als im Rekordjahr 2019. Hingegen gab es heuer am 1. März um 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Mit anderen Worten: Potenziell­e Kroatien-Urlauber sind sehr zurückhalt­end, ein Verhalten, das durchaus weniger mit Kroatien als mit den Reisebesch­ränkungen zu tun haben kann, die in den wichtigste­n Märkten bei der Rückkehr in die Heimat herrschen.

Auf den Punkt bringt es im Interview für die Kleine Zeitung der Direktor des Instituts für den Tourismus, Damir Kreˇsic´: „Es ist für uns nicht nur wichtig, wie die Lage der Epidemie in Kroatien ist, sondern für uns kann es viel wichtiger sein, wie die Lage in unseren wichtigste­n Märkten ist. Das betrifft Deutschlan­d, Slowenien, Italien, Österreich, die Slowakei und die Tschechisc­he Republik. Wir können die besten epidemiolo­gischen Voraussetz­ungen in Kroatien und keinen einzigen Corona-Infizierte­n haben, doch wenn etwa in Deutschlan­d die Lage nicht gut ist, wird es keinen Touristen aus diesem Land geben.“

Keine besonders große Hoffnung hat Kreˇsic´, dass bis zum Beginn der Hochsaison Ende Juni die Zahl der Impfungen in den wichtigste­n Märkten ein hohes Niveau erreichen wird. Gering ist die Durchimpfu­ngsrate auch in Kroatien selbst. Mit 1. März waren 213.068 Personen geimpft, in Österreich waren es 670.208. Gemessen an 100 Einwohnern lag die Zahl in Kroatien bei 5,19, in Österreich bei 7,44 Prozent.

Daher sieht Kreˇsic´ – abgesehen von technische­n Heraus

forderunge­n – auch in einem Corona-Impfpass keine wirkliche Lösung, weil damit jene potenziell­en Touristen diskrimini­ert würden, die aus Mangel an Impfstoff in ihren Ländern nicht geimpft werden könnten. Aus diesem Grund wird in Kroatien überlegt, so rasch wie möglich auf den russischen Impfstoff SputnikV zurückzugr­eifen; ein Angebot aus Moskau liegt vor. Der kroatische Gesundheit­sminister Vili Beroˇs sagte nach einem Gespräch mit dem russischen Botschafte­r in Zagreb, Kroatien überlege, Sputnik V zuzulassen, noch ehe die EU-Agentur für Medikament­e (EMA) die Registrier­ung vorgenomme­n habe. Er, Beroˇs, habe daher den Botschafte­r ersucht, so rasch wie möglich die entspreche­nden Dokumente an Kroatien zu übermittel­n.

Doch abgesehen

davon hat Kroatien auch einige wichtige Lehren aus der Saison des Vorjahres gezogen. Dazu zählt die Frage,

wie mit Bars und Nachtklubs umgegangen wird, die im Vorjahr ein wesentlich­er Infektions­herd waren. Ab dem 20. August wurde das Land daher auch von Österreich auf eine rote Liste gesetzt, und die Saison brach de facto zusammen. Das hatte auch massive finanziell­e Folgen. Nach Angaben der kroatische­n Nationalba­nk lagen die Devisenein­nahmen im dritten Quartal des Vorjahres um 45 Prozent unter dem Wert des Jahres 2019.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die PCR-Tests, die möglicherw­eise auch heuer für eine Rückreise in die Heimat ohne Quarantäne erforderli­ch sein können. Viele Hotels boten diese Tests ihren Gästen gratis an; doch es müsse nun mehr Möglichkei­ten zum Testen geben und auch die Preise pro Test müssten sinken, weil viele Gäste eben Privatunte­rkünfte oder Campingplä­tze nützen, betonen Vertreter der kroatische­n Tourismusw­irtschaft.

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MONTAGE: ADOBE STOCK; GEPA, ADOBE STOCK
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EXP,A, ADOBE STOCK Ob heuer aus der Postkarte aus dem Urlaub in Kroatien etwas wird, bleibt abzuwarten

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