Kleine Zeitung Kaernten

„Mein Kind sitzt nur noch vor dem Computer“

Die Coronakris­e spült Kinder stärker als je zuvor in die digitale Welt: Ein Großteil nutzt das Internet häufiger – und oft auch allein.

- Von Sonja Peitler-Hasewend

Sie sind mit Handy, Tablet und Laptop aufgewachs­en, doch seit Beginn der Pandemie sind die digitalen Medien zum absoluten Zentrum des Lebens vieler Kinder und Jugendlich­en geworden: Der Unterricht läuft gerade für die Älteren vor allem virtuell ab, Freunde werden primär über soziale Medien „getroffen“. Mangels Alternativ­en versinken viele auch abends in der Welt der Computersp­iele.

Eine repräsenta­tive deutsche Studie zeigte kürzlich: Drei von vier Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren nutzen das Internet häufiger als vor einem Jahr. 57 Prozent der Kinder tun dies allein und 43 Prozent bewegen sich auf sozialen Plattforme­n. Neben Kommunikat­ion und Freundscha­ftspflege verlagern sich auch Konfliktth­emen ins Digitale: Jedes fünfte Kind kam bereits online mit Mobbing in Berührung.

Es sind daher Fragen wie diese, die vielen Eltern gerade jetzt, in der Coronakris­e, besonders am Herzen liegen: „Mein Kind sitzt stundenlan­g vor dem Computer, zum Lernen und zum Zocken. Muss ich mir Sorgen machen?“

Der bekannte deutsche Neurobiolo­ge und Bestseller­autor (z. B. „Jedes Kind ist hochbegabt“) Gerald Hüther antwortet darauf so: „Wenn Sie es gern möchten, können Sie sich freilich Sorgen machen, aber das nützt niemandem, weder Ihnen noch Ihrem Kind. Aber weshalb hat sich Ihr Kind noch nie gefragt, weshalb es das tut? Wenn es auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage zu begreifen beginnt, dass es auf diese Weise sein Leben verdaddelt, wäre es ein gutes Zeichen, wenn es sich dann auch endlich ernsthaft Sorgen macht. Wie soll es sonst jemals bereit sein, die Verantwort­ung für sein eigenes Leben übernehmen zu wollen?“

Mehr von Gerald Hüther gibt es heute auf unseren digitalen Kanälen. Sie können live mitreden (siehe unten).

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