Vom Picknick zur gezielten Eskalation
Ein friedlicher Protest im Park hätte die Coronademo in Wien werden sollen. Am Ende gab es durchbrochene Sperren und zumindest 14 Festnahmen.
Ein Meer an Fahnen, laute Musik und Dosenbier. Der Wiener Schweizergarten hätte eigentlich nur der Schauplatz für ein friedliches Picknick an einem sonnigen Frühlingstag sein sollen. So wurde die Versammlung zumindest von den Organisatoren der Kundgebung rund um den ehemaligen Kärntner Landtagsabgeordneten und Anti-CoronaAktivisten Martin Rutter angekündigt. Letztlich war es eine Demonstration, wie sie Wien nicht zum ersten Mal in den letzten Monaten erlebte.
Am frühen Nachmittag haben sich erste Gruppen im Areal unweit des Hauptbahnhofs versammelt. Sie präsentieren Schilder und Transparente, auf denen vor einem Coronadiktat, dem Impfgenozid oder einer Neuen Weltordnung – eine antisemitische Verschwörungserzählung – gewarnt wird. Andere haben sich eine Österreichfahne um den Hals gebunden oder tragen eine ihres Bundeslandes zur Schau. Zu sehen sind auch Flaggen der Verschwörungstheoretikergruppe QAnon und Personen in Kleidung der Marke Thor Steinar, Erkennungsmerkmal der rechtsextremen Szene.
hat sich mit einem schwarzen Ganzkörperanzug und roten Luftballons als Virus verkleidet. „Gastro öffnen! Suche Wirt!”, steht auf seinem
Einige Besucher haben Lautsprecher dabei. Organisator Rutter spaziert gut gelaunt durch die Parkanlage und grüßt wie in einem Gasthaus bekannte Gesichter. Davon sollte er auch einige antreffen. So etwa den österreichischen Identitären-Sprecher Martin Sellner oder die FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch.
hat die Veranstaltung im Vorfeld untersagt. Als der
Park immer voller wird, beginnt sie in kleinen Gruppen Personen darauf aufmerksam zu machen, Abstand zu halten. Möglich ist das längst nicht mehr, rund 3000 Personen sind vor Ort. Nach Pöbeleien werden auch erste Anzeigen ausgesprochen.
wird zusehends aufgeladener und entlädt sich unter anderem im Zünden mehrerer Feuerwerkskörper. Es folgen Parolen, die alle Teilnehmenden, so unterschiedlich sie auch sein mögen, in ihrer Unzufriedenheit mit den Maßnahmen eint. „Kurz muss weg!”, ist eine davon. Als ein Polizeihubschrauber bereits über dem Schweizergarten seine Runden dreht, passiert das, wovon viele Beobachter vergangener Demonstrationen ausgegangen sind. Das Picknick wird zur Wanderung, die Menge setzt sich in Bewegung. Am Landstraßer Gürtel eskaliert die SiSchild.