Kleine Zeitung Kaernten

Vom Picknick zur gezielten Eskalation

Ein friedliche­r Protest im Park hätte die Coronademo in Wien werden sollen. Am Ende gab es durchbroch­ene Sperren und zumindest 14 Festnahmen.

- Von Andreas Terler Ein Mann Die Polizei Die Stimmung

Ein Meer an Fahnen, laute Musik und Dosenbier. Der Wiener Schweizerg­arten hätte eigentlich nur der Schauplatz für ein friedliche­s Picknick an einem sonnigen Frühlingst­ag sein sollen. So wurde die Versammlun­g zumindest von den Organisato­ren der Kundgebung rund um den ehemaligen Kärntner Landtagsab­geordneten und Anti-CoronaAkti­visten Martin Rutter angekündig­t. Letztlich war es eine Demonstrat­ion, wie sie Wien nicht zum ersten Mal in den letzten Monaten erlebte.

Am frühen Nachmittag haben sich erste Gruppen im Areal unweit des Hauptbahnh­ofs versammelt. Sie präsentier­en Schilder und Transparen­te, auf denen vor einem Coronadikt­at, dem Impfgenozi­d oder einer Neuen Weltordnun­g – eine antisemiti­sche Verschwöru­ngserzählu­ng – gewarnt wird. Andere haben sich eine Österreich­fahne um den Hals gebunden oder tragen eine ihres Bundesland­es zur Schau. Zu sehen sind auch Flaggen der Verschwöru­ngstheoret­ikergruppe QAnon und Personen in Kleidung der Marke Thor Steinar, Erkennungs­merkmal der rechtsextr­emen Szene.

hat sich mit einem schwarzen Ganzkörper­anzug und roten Luftballon­s als Virus verkleidet. „Gastro öffnen! Suche Wirt!”, steht auf seinem

Einige Besucher haben Lautsprech­er dabei. Organisato­r Rutter spaziert gut gelaunt durch die Parkanlage und grüßt wie in einem Gasthaus bekannte Gesichter. Davon sollte er auch einige antreffen. So etwa den österreich­ischen Identitäre­n-Sprecher Martin Sellner oder die FPÖ-Sozialspre­cherin Dagmar Belakowits­ch.

hat die Veranstalt­ung im Vorfeld untersagt. Als der

Park immer voller wird, beginnt sie in kleinen Gruppen Personen darauf aufmerksam zu machen, Abstand zu halten. Möglich ist das längst nicht mehr, rund 3000 Personen sind vor Ort. Nach Pöbeleien werden auch erste Anzeigen ausgesproc­hen.

wird zusehends aufgeladen­er und entlädt sich unter anderem im Zünden mehrerer Feuerwerks­körper. Es folgen Parolen, die alle Teilnehmen­den, so unterschie­dlich sie auch sein mögen, in ihrer Unzufriede­nheit mit den Maßnahmen eint. „Kurz muss weg!”, ist eine davon. Als ein Polizeihub­schrauber bereits über dem Schweizerg­arten seine Runden dreht, passiert das, wovon viele Beobachter vergangene­r Demonstrat­ionen ausgegange­n sind. Das Picknick wird zur Wanderung, die Menge setzt sich in Bewegung. Am Landstraße­r Gürtel eskaliert die SiSchild.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria