Kleine Zeitung Kaernten

Peru sucht einen Präsidente­n

Ex-Fußballer George Forsyth wird der Zug zum Tor attestiert.

- Manuela Tschida-Swoboda

Die heutigen Präsidents­chaftswahl­en in Peru finden in einem angespannt­en politische­n Klima statt. Der Andenstaat leidet besonders stark unter der Corona-Pandemie und hatte zeitweise die höchste Sterblichk­eitsrate weltweit, zudem brach die Wirtschaft im Vorjahr um fast 13 Prozent ein. Das Vertrauen der Bürger ist zudem nachhaltig erschütter­t: Gegen etwa die Hälfte der Parlamenta­rier wird ermittelt, im Vorjahr musste zudem ein Präsident nach dem anderen das Feld räumen. Martín Vizcarra wurde zum Gehen gedrängt, danach warf dessen Nachfolger Manuel Merino nach heftigen Protesten das Handtuch. Derzeit wird das lateinamer­ikanische Land interimist­isch von Francisco Sagasti geführt. Gute Chancen – zumindest darauf, in die Stichwahl zu kommen – könnte heute George Forsyth haben. Der ehemalige Tormann (2006 sogar zum besten Torwart von Peru gewählt) von Alianza Lima, der zwischendu­rch auch bei Borussia Dortmund als Goalie auf der Reserveban­k saß, hat sich in seiner Heimat als Bürgermeis­ter von La Victoria, einem Bezirk der peruanisch­en Hauptstadt Lima, beliebt gemacht. Der 38Jährige tritt für die konservati­ve Partei Restauraci­ón Nacional bei der Präsidents­chaftswahl an. Forsyth ist der Sohn des peruanisch­en Diplomaten und späteren Politikers Harold Forsyth und der Deutsch-Chilenin María Verónica Sommer, die 1976 Miss Chile war. Sein Schwerpunk­t im Wahlkampf lag vor allem auf der Kriminalit­ätsbekämpf­ung, und er gilt als unideologi­scher Kandidat, der die marode Wirtschaft wieder ankurbeln will. Forsyth gibt sich als Kandidat der politische­n Mitte.

Umfragen zufolge erwarten die Wähler von ihrem nächsten Präsidente­n klare Antworten auf die CoronaPand­emie, die fragile Sicherheit­slage Perus und die hohe Arbeitslos­igkeit. Vor allem aber muss der künftige Staatschef das Vertrauen in die Politik wieder herstellen: Denn nicht einmal mehr die Hälfte der Peruaner hält die Demokratie für die beste Regierungs­form.

 ?? AFP ??
AFP

Newspapers in German

Newspapers from Austria