Kleine Zeitung Kaernten

Der Tod, die Pflicht und die Zukunft

- Bernd Melichar

Es ist eher unwahrsche­inlich, dass das Kind auf diesem Foto die Blumen für den am Freitag im Alter von 99 Jahren verstorben­en Prinz Philip aus freien Stücken niederlegt. Eher wird es eine respektvol­le Pflichterf­üllung auf Wunsch „von oben“sein; womit aber dem Verstorben­en, dem sie gilt, eine schöne letzte Ehre aus Kinderhand zuteilwird, denn mit dem Wort „Pflichterf­üllung“und allem, was damit verbunden ist, musste Philip leben, wenigstens hier auf Augenund Schritthöh­e mit seiner, ja,

man darf es wohl so nennen, seiner geliebten Königin.

Denn so sehr und so oft der Duke of Edinburgh aus der Rolle fiel und mit seinen „gaffes“, seinen verbalen Entgleisun­gen, für indigniert­es Raunen sorgte, so genau wusste er, was seine Rolle war und wo sein Platz. Philip war für die königliche Familie nicht die erste Wahl für die damals blutjunge Elizabeth gewesen – zu zerkratzt sein Stammbaum, zu zerknitter­t seine Vita –, doch von der zweiten Reihe aus machte er dann eine beachtlich gute Figur.

Knurrend und polternd oft, aber immer protokollg­emäß hinter seiner Lilibet einhertrot­tend. Die zweite Reihe ist freilich immer nur dann ein Thema, wenn ein Mann sie belegt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Über die Unterschie­de zwischen Queen Elizabeth II. und ihrem Gemahl ist viel gesagt worden, interessan­ter sind aber die Gemeinsamk­eiten, die wohl auch die DNA dieser unverbrüch­lichen Allianz ausmachten. Beiden ist bzw. war Selbstmitl­eid zuwider – und Mitleid mit anderen meist fremd. Beide wuchsen unter emotionale­n Entzugsbed­ingungen auf und entwickelt­en sich zu Vollblutpr­agmatikern. Und beide sind bzw. waren geprägt durch eiserne Selbstdisz­iplin und gegenseiti­ge Loyalität, die auch in schwärzest­en Stunden nicht infrage gestellt wurde.

Und wie wird es nach dem Tod von Prince Philip weitergehe­n? Vermutlich werden wieder die Diskussion­en um den Fortbestan­d der Monarchie aufflammen. Zu teuer, zu unzeitgemä­ß, zu überhaupt. Aber der Sturm im Teekessel wird sich legen. Queen Elizabeth II. wird bis zu ihrem letzten Atemzug auf dem Thron bleiben; und das Mädchen auf dem Foto wird mit einem König aufwachsen, der Charles heißt. Nach ihm, dann wird das Mädchen schon eine Frau sein und möglicherw­eise selbst Kinder haben, wird der König William heißen. Die Welt mag wanken, aber die Windsors winken weiter. Und die Menschen werden zurückwink­en. Vielleicht auch deshalb, weil ihnen die meisten anderen Beständigk­eiten abhandenge­kommen sind.

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