Kleine Zeitung Kaernten

Martina Serafin singt die „Turandot“im Steinbruch.

Oper statt Boccia spielen im Freien: Martina Serafin singt ab morgen im Steinbruch in St. Margarethe­n die Hauptrolle in Giacomo Puccinis „Turandot“.

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Was hat das Publikum von der „Turandot“-Produktion in St. Margarethe­n speziell zu erwarten?

MARTINA SERAFIN: Besonders viel fürs Auge. Es gibt zahlreiche Videoproje­ktionen zum Beispiel mit Wasser, Feuer und Blumen. Durch die Farben gelingt es, viele Stimmungen zu erzeugen.

Die Turandot ist ja eine schwierige Partie, und Sympathiet­rägerin ist sie auch nicht, lässt sie doch jene Männer, die ihre drei Fragen nicht beantworte­n können, gnadenlos hinrichten.

Da ist es wichtig, auf ihre anfänglich­e Erzählung zu achten, in der sie von ihrer Ahnfrau Lou-Ling erzählt, die ganz jung von Tataren umgebracht wurde. Die Schreie vor ihrem Tod hört Turandot noch heute. Das ist auch der Grund, warum sie sich vorgenomme­n hat, sich an den Männern zu rächen. Unter der harten Schale verbirgt sich aber eine junge Frau, die geliebt werden möchte. Wenn sie dann singt „Es wird mich nie jemand besitzen“, lässt Puccini das ganze Orchester aufblühen, und dadurch wird die Partie auf einmal facettenre­icher. Wenn sie mit der Sklavin Liu zusammen ist, wird Turandot weicher. „Was gibt dir diese Kraft?“, fragt sie Liu, und die antwortet: „Die Liebe“.

Martina Serafin und Puccini?

Nicht, dass ich Giuseppe Verd nicht auch schätzen würde Aber Giacomo Puccini ist mei ne große Liebe, mit ihm kan ich mich sehr identifizi­eren Vielleicht auch, weil sein Opern so leidenscha­ftlich sind In Graz bin ich einmal in Pete Konwitschn­ys Inszenieru­n von „La Bohème“als Mimi ein gesprungen. Ich glaube, das wa

jenes Erlebnis, bei dem ich mich in Puccini verliebte.

Ist es schwer, nach Vorstellun­gen wie etwa der „Turandot“aus der Figur wieder rauszuschl­üpfen?

Es ist ja so, dass die Bühne eine halbe Stunde nach Vorstellun­gsende total leer ist, und dann muss man wieder zu sich selbst finden. Dazu ist private Stabilität ganz wichtig. Und die habe ich Gott sei Dank durch meinen Mann und unsere zehnjährig­e Tochter. Es ist wunderschö­n, wie ich von der Familie immer aufgefange­n werde. Im Grund sind wir ja nur Darsteller, die Figuren spielen. Ich bin ja nicht die Turandot oder die Tosca, ich versuche nur, sie glaubhaft zu machen und das Publikum zu berühren.

Wie finden Sie den Steinbruch als Opernschau­platz?

Dirigent Arturo Toscanini, der übrigens diese Oper immer nur bis zum Tod der Liu dirigierte, also nur die Musik, die Puccini noch komponiert hatte, sagte einmal: „Im Freien soll man Boccia spielen und nicht Oper.“Dem stimme ich nicht zu. Vielleicht ist im Freien nicht alles perfekt, aber es ist immer ein schönes Erlebnis für das Publikum. Ich erinnere mich noch an eine „Tosca“, die wegen eines Unwetters erst mit eineinhalb Stunden Verspätung beginnen konnte, aber das Publikum harrte geduldig aus, und es wurde eine traumhaft schöne, heftig umjubelte Vorstellun­g.

Sie haben so viel erreicht, gibt es dennoch noch Träume?

Eigentlich habe ich alles gesungen, was ich mir erträumt habe, und das macht auch ein bisschen souverän. Aber natürlich freut man sich besonders, wenn man in der kommenden Saison an der Wiener Staatsoper in „Tristan und Isolde“mitwirken darf oder in Verona – am 17. August – einen Abend mit Jonas Kaufmann geben kann.

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OPER IM STEINBRUCH/KK „Giacomo Puccini ist meine große Liebe“, sagt Sopranisti­n Martina Serafin

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