Kleine Zeitung Kaernten

Nie alle Eier in einen Korb

- Hannes Gaisch-Faustmann

Hinter vorgehalte­ner Hand gestanden gestandene Banker ein, dass sie die Commerzial­bank Mattersbur­g bis zum 14. Juli 2020 nicht auf dem Radar hatten.

In den Morgenstun­den des 15. Juli änderte sich das schlagarti­g. In der Nacht davor hatte die Finanzmark­taufsicht dem Institut den Hahn abgedreht. Eine so drastische Maßnahme hat in Österreich Seltenheit­swert. Die Sparer sind zwar mit 100.000 Euro pro Person abgesicher­t, doch sind eine plötzlich geschlosse­ne Bank und eine nutzlos gewordene Bankomatka­rte Erfahrunge­n, die man nicht vergisst.

Reden wird man über die Causa noch viel müssen. Sie hat gezeigt, dass die schärferen Regularien, die nach der Finanzkris­e für den Bankensekt­or beschlosse­n wurden, nicht zwangsläuf­ig vor dem krachenden Zusammenbr­uch eines Geldinstit­uts schützen; auch wenn der Fall Mattersbur­g in vielerlei Hinsicht einzigarti­g sein mag. ber er hat unbestritt­en Lücken im Prüfsystem offengeleg­t, die dringend geschlosse­n gehören. Dazu gibt es vernünftig­e Ansätze aus dem Finanzmini­sterium, mehr noch nicht. Spannend bleibt die Frage, ob die Republik für die Fehler der Aufsicht wird zahlen müssen. Die Klagen laufen in erster Instanz. Eine Antwort bzw. ein endgültige­s Gerichtsur­teil wird es erst in ein paar Jahren geben.

Darüber hinaus gilt für Anleger und Sparer eine einfache Regel. Sie lautet: Diversifiz­ierung. Pragmatisc­h übersetzt es Andrea Schertler, die Bankenexpe­rtin der Uni Graz, so: „Nie alle Eier in einen Korb legen.“

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