Sie schwimmt in vielen Wassern
Vanessa Urbanz hat ein Lehrwerk für besseren Fremdsprachenunterricht im Alpen-Adria-Raum geschaffen.
Fremde Wasser, fremde Sprachen – in beides taucht sie gerne ein. Um dann mit Bestzeit und Bestnote wieder aufzutauchen. Mit dem richtigen Tempo zum Ziel zu gelangen, ist Vanessa Urbanz (31) seit ihrer Jugend gewohnt. Mittlerweile konzentriert die Freiwasserschwimmerin, die 2016 bei der EM Bronze und heuer bei der Aquathlon-EM Silber holte und 2019 bei der Triathlon-WM Siebente wurde, ihren Ehrgeiz auch auf ihren Hauptberuf als Sprachtrainerin und setzt alles daran, auch in dieser Disziplin Verbesserungen zu erreichen.
Die Romanistin mit Ausbildung „Deutsch als Fremdsprache“, die am Zentrum für Fremdsprachendidaktik „treffpunkt sprachen“der Uni Graz unterrichtet, hat in zweieinhalb Jahren ein praxisorientiertes Lehrwerk entwickelt, das das Lehren und Lernen von Fremdsprachen im AlpenAdria-Raum optimieren soll. In Eigenregie und ohne Bezahlung. „Das ist mein Beitrag zur Wissenschaftsarbeit. Andere spenden Blut, ich spende Wissen“, sagt die Villacherin, die im Zuge des Projekts neun Universitäten von Graz und Klagenfurt bis Triest und Laibach miteinander vernetzt hat.
Das Besondere an ihrem Lehrwerk: Es liefert authentisches Lernmaterial für Studierende, die Deutsch lernen, und ist Impulsquelle für kreatives und wissenschaftliches Schreiben. Die Impulse für die sportliche Hobbyköchin, die in Cagliari zur sardischen Literatur geforscht hat, stammen aus dem soziokulturellen Umfeld der Studierenden und ihrer Studierstadt. Sie sollen die Motivation zum Sprachenlernen positiv beeinflussen. So lautet etwa eine Übung, einen inneren Monolog bei einem Besuch des Grazer Wochenmarktes, eine Folge der Serie „Ein Schloss am Wörthersee“oder einen Dialog mit James Joyce in Triest zu schreiben.
D ie Studierenden erleben echte Kommunikationssituationen und können ihr eigenes lebensnahes Wissen mit dem neu erworbenen Wissen verknüpfen“, erklärt die zielstrebige im Feuer-Zeichen Widder Geborene, deren Element das Wasser ist. Beim Lernen werde die emotionelle Komponente unterstützt, Freiraum für Individualität geschaffen und der „prüfungsimmanente Charakter“weiche einem Experimentieren mit der Sprache, erläutert Urbanz. Neugierde auf Austausch mit Studierenden anderer Länder wurde gefördert, hat sie im Zuge der Befragung, die an den Partneruniversitäten durchgeführt wurde, festgestellt.
D er handlungsorientierte Ansatz kam gut an. Nun will die freiberufliche Übersetzerin, die auch im Dolmetschregister der Polizei gelistet ist und sich derzeit auf die Triathlon-WM in Bermuda im September vorbereitet, Lehrerseminare anbieten. Ihre Absicht ist die Aufgabe eines guten Coaches: Menschen auf dem Weg zum Ziel zu unterstützen, ihnen das Rüstzeug geben und Freude zu vermitteln.