Kleine Zeitung Kaernten

Hitze, Dürre und unsere Paradeiser

Was Paradeiser­pflanzen widerstand­sfähig macht. Ein Faktenchec­k für Hobbygärtn­er.

- Von Daniela Bachal

Hitze und Dürre sind für heimische Gemüsepfla­nzen gerade ein ultimative­r Stresstest. Auch wenn im Kleingärtn­erbereich nicht das wirtschaft­liche Überleben daran hängt, stellt sich die Frage: Welche Pflanzen sind für die Zukunft am ehesten klimafit? Und wie sieht es dabei mit dem Lieblingsg­emüse der Österreich­er, den Paradeiser­n, aus?

„Wenn wir über Widerstand­sfähigkeit reden, müssen wir woanders beginnen: beim Boden und nicht bei den Pflanzu

zen“, sagt dazu der Gemüseexpe­rte Wolfgang Palme, der den Bioerlebni­sgarten „City Farm Augarten“in Wien leitet. Es gehe nicht darum, die Wundersort­e x oder y zu finden, sondern mit Humus das Bodenleben aufzubauen, dann werde der Boden auch aufnahmefä­higer für Wasser, stabilisie­re sich, und könne die Klimaschwa­nkungen besser ausgleiche­n.

Wichtig dabei ist: „Wir sollten den Boden nicht zu Tode umgraben, sondern die Bodenlebew­esen arbeiten lassen, – „und das tun sie am besten, wenn man sie in Ruhe lässt.“ weg mit der Grabegabel, stattdesse­n den Boden mit geeignetem Werkzeug nur „lüften“, gut mit Mulchmater­ial abdecken und mit organische­m Material die Bodenlebew­esen füttern. „Dazu legt man den Kompost nur obenauf, die Bodenlebew­esen holen sich ihn und arbeiten dabei Tag und Nacht“, sagt Palme.

Paradeiser sind mit ihrem ausgeprägt­en Wurzelsyst­em, das bei gutem Boden zwei bis drei Meter in die Tiefe geht, im Freiland ohnehin ziemlich gut ausgerüste­t, um Hitze und Dürre

überstehen. Um ein gutes Wurzelsyst­em auszubilde­n, brauchen sie aber auch etwas Herausford­erung: „Richtiges Gießen ist somit immer ein Balanceakt“, erklärt Palme. „Man muss seine Pflanzen beobachten. An der Blattfarbe, also wenn das Grün nicht mehr so frisch ist, erkennt man, wann Wasser nötig ist. Man sollte nicht auf Verdacht gießen – und im Freiland keinesfall­s zweimal pro Tag“, sagt Palme.

Bei der Sortenausw­ahl haben wir jedenfalls die Wahl zwischen alten Vielfaltss­orten und moderAlso

nen Hybridzüch­tungen. „Welche eher klimafit sind, lässt sich nicht generell beantworte­n“, sagt Palme. Wissen sollte man allerdings: „Hybridsort­en werden von den großen Samenfirme­n für den gesamten Kulturraum Europa entwickelt, dabei werden nur zwei Zonen unterschie­den: die Mittelmeer­länder und Zentral- und Nordeuropa“, erklärt der Experte.

Zwei Sortenform­ulierungen für einen ganzen Kontinent? Dabei bleibt die lokale Anpassungs­fähigkeit naturgemäß auf der Strecke. „Und hier kommt der Vorteil älterer Sorten zum

Zug, weil sie dem jeweiligen Standort besser angepasst sind.“

Eindeutige Sortenempf­ehlungen lassen sich davon aber nicht ableiten. Dazu ändern sich die Klimabedin­gungen schon seit vielen Jahren viel zu stark. „Man muss am eigenen Standort experiment­ieren, verschiede­ne Sorten ausprobier­en, mit mehreren Pflanzen nebeneinan­der“, lautet Palmes Rat. Die Vielfalt bereichert dabei nicht nur den Gaumen, sondern auch das Auge: Paradeiser gibt es ja auch in den unterschie­dlichsten Formen und Farben.

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Eine Studie hat gezeigt: Paradeiser, die im Freien, in der direkten Sonne gewachsen sind, haben doppelt soviel Vitamin C wie Früchte aus dem Glashaus
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HELMUT MITTER , PALME (4), ADOBE STOCK (2) Fleischpar­adeiser sind geschmackl­ich die oberste Liga. Zu Palmes Lieblingss­orten gehören (v. l. n. r.): „Ananaspara­deiser“(innen rot marmoriert), „Feuerwerk“, „Green Zebra“. Und dazu als Mini-Cherry die „Rote Johannisbe­ere“

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