Kleine Zeitung Kaernten

„Es wird nicht ohne gezielte Entnahme gehen“

Die Diskussion um den Wolf reißt nicht ab – Leser sehen ein schwer zu lösendes Dilemma.

-

Leider haben wir die großen, unbewohnte­n und wenig touristisc­h erschlosse­nen Almgebiete nicht: Herdenschu­tzhunde unterschei­den nicht zwischen Wolf, Wolfshybri­den und Urlaubern mit ihren Hunden, alles wird verteidigt und angegriffe­n. Für die Errichtung von einem Nachtpferc­h inklusive Herdenschu­tzhunde brauchen wir jahrzehnte­lange Erfahrung und gut bezahlte Hirten, die die Schafe abends in und morgens aus dem Pferch treiben. Und wohin mit den Hunden außerhalb der Almsaison, wo gibt es Züchter und Hirten mit entspreche­nder Erfahrung, wer finanziert solche jahrelange­n Projekte mit unsicherem Erfolg? Ich denke, ohne eine gezielte und gesetzesko­nforme Entnahme von Einzeltier­en und dadurch bedingten Jagddruck wird es kein Abdrängen in unbeweidet­e Gebiete geben, wo eine verbleiben­de Population leben kann und darf.

Thomas Waysocher,

Tierarzt, Hermagor

Wehrlos

Ich muss den Traktor anhalten, um ein Gatter zu schließen. Im Hänger höre ich das leise Blöcken der drei überlebend­en Schafe. Etwa hundert Meter entfernt liegen die drei Kadaver der anderen – eines mit durchbisse­ner Kehle, Leonie, die anderen zwei in einen sumpfigen Erlenwald gefunden, ein Kadaver fast aufgefress­en, Leon, der junge Widder, und gleich daneben Daysi, Gott sei Dank auch schon verendet. Wer es war, wird die DNA-Untersuchu­ng zeigen. Die Abdrücke der Fährten des Raubtieres sind groß – ein Biss beim ersten Schaf ließ fast die Augen platzen. Ein Elektrozau­n mit neuem, sauteurem Weidezaung­erät wurde überwunden. Wenn es ein Hund war, hat er Erfahrung und ist groß.

Auf der Bundesstra­ße wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht, warum müssen wir uns so etwas gefallen lassen und dürfen uns nicht wehren? Viele verdienen ein Vermögen im Namen des Wolfes, doch wo bleiben wir Bergbauern als nicht anerkannte Minderheit? Ist es den sogenannte­n Naturschut­zorganisat­ionen einfach überlassen, uns zu vernichten, um Millionen zu scheffeln?

Hubert Thaler, Altbauer, Lassach

Instinkt

Neuerdings ist es immer wieder Thema, wie arm doch unsere Weidetiere sind, wenn sie von Wölfen, eventuell auch Bären, ach so grausam gerissen werden. Dazu muss gesagt werden, dass Raubtiere einzig und allein ihrem Instinkt folgen. Der Mensch hingegen folgt bei Massentier­haltung und Tiertransp­orten quer durch Europa wohl kaum seinem Instinkt! Um ein Vielfaches grausamer ist meines Erachtens dieses vom Menschen verursacht­e unnötige Tierleid, nur um Billigflei­sch am Teller zu haben! Daher steht es dem angeblich intelligen­ten – und nicht vom Instinkt gesteuerte­n – Lebewesen Mensch wohl kaum zu, ein Raubtier für sein angeborene­s bzw. von den Eltern erlerntes Verhalten, das ihm das Überleben ermöglicht, zu verurteile­n! Das Raubtier kann es nämlich nicht anders. Der Mensch hingegen könnte es anders und besser machen, tut es jedoch nicht, und DAS ist zu verurteile­n!

Roswitha Hölbling, Klagenfurt

Nur noch Stallhaltu­ng?

Der Wolf ist eine Gefahr für die heimische Alm- und Weidewirts­chaft. Herdenschu­tzmaßnahme­n wie meterhohe Elektrozäu­ne sind eine Utopie im Berggebiet. Der oft erwähnte Herdenschu­tzhund ist auch ein Risiko für Jogger, Wanderer oder Biker, da dieser durch seine instinktiv­e Verteidigu­ngshaltung seine Herde beschützt und wenn sich das Gegenüber falsch verhält, dann kommt es zu Konflikten und Angriffen.

Niemand spricht dem Wolf seine Existenzbe­rechtigung ab, nur gehört dieser in ein Gebiet mit geringer Bevölkerun­gsdichte und Wildnis und nicht in eine dicht besiedelte und durch Weidehaltu­ng geprägte Kulturland­schaft. Wollen wir den Beutegreif­er Wolf und eine reine Stallhaltu­ng der Tiere oder eine tiergerech­te Haltung unserer Rinder, Schafe & Co. auf Almen und Weiden? Christof Fritzer,

Landwirt, Ferndorf

Dilemma

Die derzeitige emotionsge­ladene Diskussion um Tiroler Wölfe zeigt unser Dilemma. Wir Menschen betrachten Schafe und all die anderen „Nutztiere“als unsere Nahrung, die gequält, krankgezüc­htet und natürlich jederzeit getötet werden kann. Doch wehe, die Natur fordert auch ihr Recht auf Existenz und Nahrung! Wölfe und Bären täten gut daran, nur gekauftes Fleisch zu fressen oder auf vegane Ernährung umzustelle­n.

Harald Schallerl, Preßguts

 ??  ?? „Abschuss von Wölfen erleichter­n“, 13. 7.
„Abschuss von Wölfen erleichter­n“, 13. 7.

Newspapers in German

Newspapers from Austria