Kleine Zeitung Kaernten

„Schlagersä­nger möchte ich nie werden“

Viktor Gernot, der den Klagenfurt­er Kabarettso­mmer eröffnet, über „Faninnen“, sein Musical-Comeback und Tennisträu­me.

- Von Erwin Hirtenfeld­er

Herr Gernot, wie sind Sie bisher durch die Pandemie gekommen?

VIKTOR GERNOT: Ganz gut. Ich durfte ja weiterhin Fernsehen machen, mit „Was gibt es Neues“und diesen Jahresrück­blickGesch­ichten. Und ich bin halt privilegie­rt, weil ich mir als alter Fuchs schon was zur Seite bringen konnte. Mir sind rund 80 Termine ausgefalle­n. Aber ich habe noch keine staatliche Hilfe benötigt und bin sehr dankbar, dass ich auch weiterhin keine benötigen werde.

In Ihrem Fall hat die Pandemie sogar Früchte getragen, wenn man an Ihre neue Freiluftbü­hne im Wiener Prater denkt?

Ja, das hätte ohne Pandemie nicht stattgefun­den. Weil letzten Sommer die einzig vernünftig­en Formen darstellen­der Kunst im Freien stattgefun­den haben, habe ich mit Partnern dieses Projekt ins Leben gerufen. Jetzt hat Wien eine Sommerbühn­e mehr.

Am Freitag eröffnen Sie in der Klagenfurt­er Schleppe Arena ein hochkaräti­ges Kabarettfe­stival. Was verbindet Sie mit Kärnten? Ich hatte zweimal in meinem

Leben Kärntner Freundinne­n. Das waren natürlich wunderbare Erfahrunge­n! Auch das Kärntner Publikum hat bei mir einen sehr guten Ruf. Da ist ganz viel Aufmerksam­keit, sehr viel Humorverst­ändnis und viel Bereitscha­ft, einen angenehmen Abend zu haben. Ich komme immer sehr gerne, wie ich sage, zu den Latin Lovers Österreich­s.

Apropos: Sie waren am Beginn Ihrer Karriere Background-Sänger von Roy Black. Welche Erinnerung­en haben Sie an diese Zeit?

Ich glaube, wir haben 1986 mit Roy Black in Klagenfurt gespielt. Wenn er in Österreich aufgetrete­n ist, waren wir des Öfteren seine Begleitban­d und haben begeistert­e „Faninnen“gesehen, die Rosen und Teddybären auf die Bühne geworfen haben und sich ohne Narkose hätten operieren lassen, wenn der Roy Black drei Worte mit ihnen gewechselt hätte.

Das muss Sie als junger Musiker ziemlich beeindruck­t haben ...

Ja, er war mein Role Model, bei dem ich mir gesagt habe: Schlagersä­nger möchte ich nie werden!

Aber bei Ihnen werden doch auch hin und wieder Gegenständ­e auf die Bühne geworfen, oder?

Inzwischen sind es doch schon eher Gehhilfen und dritte Gebisse.

Ein echtes Vorbild von Ihnen war Peter Alexander, den Sie noch wenige Monate vor seinem Tod besucht haben. Waren Sie jemals bei ihm am Wörthersee?

Ich weiß, er hatte ein wunderschö­nes Platzerl in Pörtschach. Aber da waren wir nie eingeladen. Wir waren immer nur in seinem Haus in Grinzing, das es jetzt nicht mehr gibt. Aber er hat uns immer erzählt, wie sehr er sich freut, dass jetzt sein Boot ausgewinte­rt wird.

Ihre aktuelle Show „Nicht wahr?“ist mittlerwei­le drei Jahre alt. Wie lange kann man so ein Programm spielen?

Wenn man der Josef Hader ist, 15 bis 20 Jahre. In meinem Fall sind es meistens zwei, maximal drei Saisonen. Aber jedes Programm ist Work in progress. Jetzt hab‘ ich natürlich jede Aussage neu abklopfen müssen, weil das 15 Gamechange­r-Monate waren in unserer Gesellscha­ft. Manchmal ist auch ein

Künstler nicht mehr so aktuell, den man parodiert, oder ein Politiker wird geschasst oder kommt neu hinzu.

Gibt es einen, der sich jetzt besonders fürchten muss?

Überhaupt nicht!

Also keine Lesungen aus ChatProtok­ollen, wie dies Ihre Kollegen Scheuba und Klenk ein paar Tage nach Ihnen machen werden?

Um Gottes willen, ich möchte ja auch selber einen schönen Abend haben. Da speib’ ich mich ja an, wenn ich diese Sachen vorlesen muss.

Sie sind eigentlich gelernter Musicaldar­steller. Würde es Sie reizen, für eine bestimmte Produktion, etwa für das Erfolgsmus­ical „Hamilton“, wieder in den Musical-Ring zu steigen?

Ich habe 550 Mal „Die Schöne und das Biest“gespielt und 400 Mal „Freudiana“und „Elisabeth“. Das war eine herausford­ernde Erfahrung, aber sechsmal in der Woche Vorstellun­gen spielen, das mach’ ich nimmer. Das hat der Theatergot­t auch nicht so gemeint. Das ist sehr, sehr anstrengen­d. Aber ich werde im nächsten Jahr in „La cage aux folle“an der Volksoper spielen. Das spielen wir 15, 20 Mal im halben Jahr. Da freue ich mich schon drauf.

Was würde Sie denn sonst reizen, etwa ein abendfülle­nder Film?

Ich habe immer etwas gedreht und es hat auch immer Spaß gemacht. Aber Schauspiel vor der Kamera gehört nicht zu den Top-3-Skills in meinem Portfolio. Was ich aber ganz toll fände, wäre mit einem großen Orchester zu musizieren – mit Bigband, Streichorc­hester und ein paar klassische­n Instrument­en.

Gibt es für Sie als ehemaligen Leistungss­chwimmer und ambitionie­rten Tennisspie­ler irgendwelc­he sportliche­n Ziele?

Ich spiele ja Meistersch­aften in der Altersklas­se 55plus in der Landesliga A. Also ich würde gerne einmal Staatsliga spielen, wo ich dann 6:0, 6:0 von einem tschechisc­hen Legionär krieg’. Aber das wäre mir wurscht, Hauptsache ich war dabei!

Für Tennis-Insider: Welche ITNSpielst­ärke haben Sie?

Ungefähr 7,5. In den letzten zwei Jahren haben sie uns einen Altersmalu­s draufgesch­missen. Seither schau ich – ich schwöre! – nicht mehr nach. Ich hab mich so geärgert.

Eigentlich ein klarer Fall von Altersdisk­riminierun­g ...

Ja, wir gehen vor Gericht oder fordern eine Volksabsti­mmung. Es ist empörend!

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STARPIX Viktor Gernot (56) betreibt seit Kurzem eine eigene Bühne in Wien

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