Beim Grand Prix in Silverstone ging es heiß her. Im Ziel jubelte Hamilton, Verstappen landete im Reifenstapel.
Nach leichtem Kontakt mit Hamilton flog Max Verstappen in Silverstone bei Höchsttempo von der Strecke. Der Formel-1-Weltmeister kam mit zehn Sekunden davon und holte sich am Ende sogar noch seinen 99. GP-Sieg.
Es war ein Crash mit Ansage: Schon seit einigen Rennen hatten sich Max Verstappen und Lewis Hamilton in der Startrunde heftigst duelliert, zuletzt am Samstag im Sprint in Silverstone, als sich der Holländer gegen seinen von der Pole Position gestarteten Rivalen durchsetzte und das kurze Rennen auch gewann. Beim Start in den britischen Grand Prix versuchte Hamilton dann, den Spieß umzudrehen, griff den führenden Verstappen von Anfang an sehr aggressiv an – der Red-Bull-Pilot hielt dagegen. In den ersten Kurven ging das noch gut, doch in der extrem schnellen Copse-Kurve bei einem Tempo von fast 300 km/h krachte es: Hamilton, weit innen attackierend, ließ sich leicht nach außen tragen, erwischte mit seinem linken Vorderrad das rechte Hinterrad des Red Bull und schickte seinen Kontrahenten mit voller Wucht in die Reifenstapel.
Während Verstappen nach dem Aufprall mit 51 G, sichtlich angeschlagen, mühsam aus seinem fast völlig zerstörten Auto ausstieg, konnte Hamilton trotz beschädigten Autos weiterfahren – und hatte wieder einmal Glück: Rennleiter Michael Masi brach wegen der erheblich beschädigten Streckenbegrenzung mit der roten Flagge ab – sodass der Mercedes straflos repariert werden konnte.
Umso verärgerter war man bei Red Bull: Teamchef Christian Horner meldet sich bei Masi. „Jeder Rennfahrer weiß, dass man in Copse nicht innen reinsticht. Lewis lag immer hinter Max. Das hätte echt böse ausgehen können.“Helmut Marko schimpfte: „Man sieht ganz klar, dass Hamilton mit seinem linken Vorderrad das rechte Hinterrad von Max trifft. Das war fahrlässiges bis gefährliches Verhalten.“Was das Urteil der Sportkommissare angeht, hatte der Doktor eine klare Meinung. „Das geht mit normalen Sportgesetzen nicht. Ich weiß gar nicht, was da die Höchststrafe wäre. So ein rücksichtsloses, gefährliches Verhalten gehört mit einer Sperre oder Ähnlichem bestraft.“
Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagte Masi, er habe ein EMail mit Diagrammen über die Positionen der Autos geschickt. „So ein Unfall sieht immer hässlich aus. Aber das gehört zum Rennfahren dazu, das ist hart“, stellte er fest. „Lewis war über die Mitte des Autos hinaus, dann gehört die Kurve dir. Das ist einfach die Regel, das kann man nachlesen. Es gibt sogar Zeichnungen.“Strikt nach dem
Dass die anderen feiern, während man selbst noch im Krankenhaus ist, ist respektloses und unsportliches Verhalten.
Max Verstappen
Regelbuch wäre „keine Strafe gerechtfertigt. Das mag vielleicht manchen ärgern, aber das ist einfach so.“
Verstappen, der bei ersten Untersuchungen im Medical Center an der Strecke über Schwindel klagte, wurde zur Sicherheit für weitere Untersuchungen in eine Klinik gebracht – währenddessen es auf der Strecke weiterging. Charles Leclerc im Ferrari, noch vor dem Abbruch an Hamilton vorbeigegangen und deshalb beim Neustart in der Pole Position, übernahm sofort die Führung, während die Sportkommissare über Hamilton eine sehr milde 10-Sekunden-Strafe verhängten, die der Brite bei seinem Boxenstopp absitzen durfte. Dies warf ihn kurzfristig auf Rang vier zurück, doch Lando Norris im McLaren war chancenlos, Teamkollege Valtteri Bottas musste ihn vorbei lassen – und so konnte der Weltmeister zehn Runden vor Schluss mit sieben Sekunden Rückstand noch einmal zum Angriff auf den Heimsieg blasen.
In der vorletzten Runde probierte es Hamilton an der gleichen Stelle wie zuvor gegen Verstappen – Leclerc rutschte leicht nach außen, der Brite war zur Begeisterung seiner 140.000 Landsleute auf den voll besetzten Tribünen vorbei und gewann zum achten Mal sein Heimspiel. In der Auslaufrunde erwischte er sogar noch eine britische Fahne, mit der er dann auch noch in Richtung seiner Fans lief, um sich gebührend fei- ern zu lassen. „Das war so anstrengend, dieses Rennen – ich danke den Göttern, dass das so gelaufen ist.“Und er versuchte, die Schuld an dem Crash Verstappen zuzuschieben: „Max war sehr aggressiv, ich war neben ihm. Ich akzeptiere die Strafe zwar, aber ich bin nicht damit einverstanden.“