Kleine Zeitung Kaernten

Auf die Flut folgt eine Welle der Solidaritä­t

In den westdeutsc­hen Flutgebiet­en hilft jeder jedem, Merkel sichert rasche Hilfe zu.

- Peter Riesbeck, Berlin

Am Sonntag kommt Angela Merkel ins Flutgebiet an der Ahr und zeigt sich erschütter­t. „Die deutsche Sprache kennt kaum ein Wort für die Verwüstung, die hier angerichte­t ist“, sagt die deutsche Kanzlerin in Adenau und spricht von „gespenstis­chen Bildern“. Neben ihr steht die rheinlandp­fälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer und nickt.

Allein in der Region Ahrweiler sind in den Flutwellen 112 Menschen ums Leben gekommen, bundesweit sind es über 150. In der Nacht auf Sonntag trifft die Starkregen­front die Sächsische Schweiz und Bayern. Es gehe darum, schnell zu handeln, aber mit langem Atem, sagt Merkel.

Ein bisschen weiter sind sie in Schuld schon gekommen. Die Menschen, die oben am Hang wohnen, haben Schaufeln und Scheibtruh­en gepackt und sind nach unten in den Ortskern am Fluss. Jeder hilft jedem. Auch von auswärts sind sie gekommen, aus der nahen Eifel oder von weiter her. Keller und Wohnungen werden gemeinsam ausgeräumt, der Schlamm vom Hof gefegt. Plötzlich seien Wildfremde dagestande­n und mit angepackt, sagt eine Dorfbewohn­erin.

So wie in Schuld ist es an vielen Orten in der Unwetterre­gion. Nicht nur Technische­s Hilfswerk und Feuerwehre­n sind zu den Aufräumarb­eiten angerückt. Sondern auch viele Freiwillig­e. Deutschlan­d erlebt eine Welle der Solidaritä­t. Hotels in der Eifel stellen kostenlos Zimmer für Helfer zur Verfügung, auf Facebook bieten Privatleut­e ihre Hilfe an.

Merkel dankt den vielen Ehrenamtli­chen. Deutschlan­d rückt zusammen. 1997 bei der Oder-Flut an der Grenze zu Polen stand sich das neu vereinigte Land noch etwas fremd gegenüber, stetig wurde vermerkt, ob Helfer jetzt aus dem Osten oder dem Westen kamen. 2002 beim Hochwasser an der Elbe war das schon anders, da packte Deutschlan­d gemeinsam an, ob Ost oder West spielte keine Rolle. Nun rückt erstmals auch der Osten zur Hilfe an. Im sächsische­n Grimma hatte die Flut 2002 besonders gewütet. Die Leute bräuchten Cash, hat Bundeskanz­ler Gerhard Schröder damals schnell die Lage erkannt. Nun ruft die Gemeinde Grimma auf, zu spenden und schickt Helfer in den Westen. Deutschlan­d, einig Helferland.

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APA/AFP Angela Merkel besuchte am Sonntag das Flutgebiet

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