Auf die Flut folgt eine Welle der Solidarität
In den westdeutschen Flutgebieten hilft jeder jedem, Merkel sichert rasche Hilfe zu.
Am Sonntag kommt Angela Merkel ins Flutgebiet an der Ahr und zeigt sich erschüttert. „Die deutsche Sprache kennt kaum ein Wort für die Verwüstung, die hier angerichtet ist“, sagt die deutsche Kanzlerin in Adenau und spricht von „gespenstischen Bildern“. Neben ihr steht die rheinlandpfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und nickt.
Allein in der Region Ahrweiler sind in den Flutwellen 112 Menschen ums Leben gekommen, bundesweit sind es über 150. In der Nacht auf Sonntag trifft die Starkregenfront die Sächsische Schweiz und Bayern. Es gehe darum, schnell zu handeln, aber mit langem Atem, sagt Merkel.
Ein bisschen weiter sind sie in Schuld schon gekommen. Die Menschen, die oben am Hang wohnen, haben Schaufeln und Scheibtruhen gepackt und sind nach unten in den Ortskern am Fluss. Jeder hilft jedem. Auch von auswärts sind sie gekommen, aus der nahen Eifel oder von weiter her. Keller und Wohnungen werden gemeinsam ausgeräumt, der Schlamm vom Hof gefegt. Plötzlich seien Wildfremde dagestanden und mit angepackt, sagt eine Dorfbewohnerin.
So wie in Schuld ist es an vielen Orten in der Unwetterregion. Nicht nur Technisches Hilfswerk und Feuerwehren sind zu den Aufräumarbeiten angerückt. Sondern auch viele Freiwillige. Deutschland erlebt eine Welle der Solidarität. Hotels in der Eifel stellen kostenlos Zimmer für Helfer zur Verfügung, auf Facebook bieten Privatleute ihre Hilfe an.
Merkel dankt den vielen Ehrenamtlichen. Deutschland rückt zusammen. 1997 bei der Oder-Flut an der Grenze zu Polen stand sich das neu vereinigte Land noch etwas fremd gegenüber, stetig wurde vermerkt, ob Helfer jetzt aus dem Osten oder dem Westen kamen. 2002 beim Hochwasser an der Elbe war das schon anders, da packte Deutschland gemeinsam an, ob Ost oder West spielte keine Rolle. Nun rückt erstmals auch der Osten zur Hilfe an. Im sächsischen Grimma hatte die Flut 2002 besonders gewütet. Die Leute bräuchten Cash, hat Bundeskanzler Gerhard Schröder damals schnell die Lage erkannt. Nun ruft die Gemeinde Grimma auf, zu spenden und schickt Helfer in den Westen. Deutschland, einig Helferland.