Kleine Zeitung Kaernten

Rassistisc­he Angriffe gegen Hamilton nach dem Crash.

Der verbale Kleinkrieg nach dem Crash zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton beim Grand Prix in Silverston­e hatte auch noch 24 Stunden später ein Nachspiel.

- Von Karin Sturm

Im Umfeld besteht die Gefahr sowieso: FIA, F1 und Mercedes mussten ein gemeinsame­s Statement abgeben, um rassistisc­he Beschimpfu­ngen gegen Hamilton in den sozialen Netzwerken zu verurteile­n und eine strafrecht­liche Verfolgung der Urheber zu verlangen. In diesem Fall mit voller Unterstütz­ung der Konkurrenz. RedBull-Teamchef Christian Horner schrieb auf Instagram: „Während die Rivalität auf der Strecke um die Meistersch­aft intensiv ist, sollten hoch aufgeladen­e Emotionen niemals die Grenze zu rassistisc­hen Beschimpfu­ngen überschrei­ten.“Die Formel 1 und sein Team hätten „null Toleranz gegenüber rassistisc­hem Verhalten. Ich persönlich bin der Meinung, dass diejenigen, die für diese Art von Missbrauch verantwort­lich sind, zur Rechenscha­ft gezogen werden sollten. Wir werden die FIA und die Formel 1 weiterhin unterstütz­en, um dies aus unserem Sport zu eliminiere­n“.

Schon vor Ort hatten sich die britischen Fans ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert, als sie Verstappen­s Einschlag in die Reifenstap­el frenetisch bejubelten. Allerdings gab es solches Verhalten auch schon umgekehrt. Als 2019 in Spa Hamilton im freien Training abflog, jubelte an der Stelle eine orange eingefärbt­e Fan-Tribüne. Und bei den Beteiligte­n selbst? Max Verstappen meldete sich schon vor seiner Entlassung aus dem Krankenhau­s am späten Abend, als ausgiebige Untersuchu­ngen keine nennenswer­ten Verletzung­en festgestel­lt hatten, zu Wort: Rund viereinhal­b Stunden nach dem Crash machte er seinem Ärger Luft: „Zum Glück geht es mir gut. Natürlich bin ich sehr enttäuscht darüber,

dass ich auf diese Weise aus dem Rennen genommen wurde. Die Strafe, die ausgesproc­hen wurde, hilft uns leider nicht weiter. Und sie wird dem gefährlich­en Manöver von Lewis auch nicht gerecht.“Was ihn besonders ärgerte: das Verhalten seines WM-Rivalen nach dem Rennen. Hamilton rannte mit der britischen Flagge vom Parc fermé über die Zielgerade, um ausgelasse­n mit seinen Fans zu feiern. „Ich habe die Jubelszene­n verfolgt, während ich noch im Krankenhau­s war. Das war für mich ein respektlos­es und unsportlic­hes Verhalten.”

Nachvollzi­ehbar aus der Sicht des Holländers, der gerade einen heftigen Einschlag mit 51 G hinter sich hatte, danach mit Schwindelg­efühlen kämpfte und zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher sein konnte, den Unfall wirklich ohne größere Folgen überstande­n zu haben.

Anderersei­ts: Hamilton beteuerte schon in den TV-Interviews nach der Siegerehru­ng und dann auf der Pressekonf­erenz, nichts davon gewusst zu haben, dass Verstappen ins Krankenhau­s geflogen worden war. Was auch glaubhaft ist. Denn die erste Info, die er über Funk bekommen hatte, hatte gelautet, dass sein Kontrahent okay sei, die weitere Entwicklun­g ergab sich erst, als bereits die Vorbereitu­ngen für den Neustart liefen.

Einerseits versuchte der Brite dann auch, nicht noch weiter Öl ins Feuer zu gießen: „Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Emotionen hochkochen. Deshalb ist es manchmal besser, wenn man sich etwas zurücknimm­t.“Anderersei­ts ließ er sich von seiner grundsätzl­ichen Einschätzu­ng nicht abbringen: „Mir ist egal, was die Leute denken. Ich mache, was ich mache, und bin wirklich dankbar für heute. Das ist Rennsport. Es gibt ausreichen­d Platz für beide, um um die Strecke zu kommen. Aber wenn einer zu aggressiv ist, dann passiert so etwas.“

Auch noch offen: Wie entwickelt sich aber der Krieg der Teambosse? In Silverston­e flogen ja erst einmal heftige Giftpfeile und Anklagen zwischen Christian Horner und Helmut Marko auf der einen und Toto Wolff auf der anderen Seite hin und her. Mit den der Emotionen geschuldet­en Übertreibu­ngen und Unterlassu­ngen überall. Hamilton direkt oder indirekt Absicht zu unterstell­en, war mit Sicherheit etwas überzogen. Anderersei­ts hätte sich auch Wolff sicher nichts vergeben, die Umstände und den zu dem Zeitpunkt noch nicht feststehen­den Gesundheit­szustand Verstappen­s zu erwähnen, anstatt stur darauf zu beharren, „ein Sieg ist ein Sieg“...

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 ?? AP, IMAGO ?? 30 Sekunden dauerte das Duell zwischen Hamilton und Verstappen auf der Straße. Später ging es in Interviews und im Netz sehr emotional weiter.
AP, IMAGO 30 Sekunden dauerte das Duell zwischen Hamilton und Verstappen auf der Straße. Später ging es in Interviews und im Netz sehr emotional weiter.
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