Kleine Zeitung Kaernten

Der wohlige Schrecken der Hausbesitz­er

Street-Art-Künstler Banksy bleibt ein Phantom, und das ist gut so.

- Susanne Rakowitz

Wenn Sie im britischen Bristol wohnen, hätten Sie zumindest eine reale Chance, dass Sie vor die Haustür gehen und den Jackpot geknackt haben, oder aber irgendein schlechter Sprayer hat über Nacht Ihre Hausmauer versaut. War es Banksy, verkaufen Sie die Hütte für viel Geld. Dafür wird er Sie hassen, Sie Kapitalist! Denn Banksy, der gern als Robin Hood der Sprayer bezeichnet wird, hinterläss­t Botschafte­n – gern politische­r Natur, Statements zur Zeit, Anklagen in Schablonen­form, die zwischen Witz und blankem Zynismus pendeln. Dass er vor drei Jahren bei der Versteiger­ung von einem seiner Siebdrucke („Girl with Balloon“) den Rahmen so manipulier­t hat, dass das Bild just beim Zuschlag geschredde­rt wird, hat ihn, der die Aktion zynisch im Netz kommentier­t hat, und die Welt bis zum Anschlag erheitert. Dass eben dieses Bild jetzt für knapp 19 Millionen Euro versteiger­t wurde, dürfte ihm weniger gefallen. Ist doch der Kunstmarkt für ihn so etwas wie der Sheriff von Nottingham: eine gierige Macht, die Künstler wie Kunst knechtet und ihren Gesetzen unterwirft. Doch wer ist er? Noch immer ist die Identität des Briten unklar, obwohl er temporäre Freizeitpa­rks baut, Hotelbesit­zer im Westjordan­land ist und einer Hilfsorgan­isation schon einmal ein ganzes Rettungssc­hiff zur Flüchtling­srettung im Mittelmeer schenkt. Nicht, dass es keine Theorien über seine Identität geben würde. Die gängigste: Hinter Banksy stecke Robert Del Naja von der Band „Massive Attack“, Trip-Hop-Urgesteine aus Bristol. Nicht selten überschnit­ten sich in manchen Jahren die Tourstatio­nen der Band mit jenen Orten, in denen Banksy seine Kunstwerke hinterlass­en hat. Jetzt werden sich viele fragen: Womit verdient er sein Geld? Unter anderem mit signierten, sehr raren Siebdrucke­n. Die Echtheit, die bestätigt er übrigens selbst: Seit 2009 betreibt er eine virtuelle Agentur namens „Pest Control“. Typisch Banksy-Humor, übersetzt heißt das so viel wie Schädlings­bekämpfung.

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