Auf Schatzsuche in der Kaffeeschachtel
Psychiatrie-Primar eröffnet heute in Klagenfurt ein Museum mit Tausenden Kaffeebeigaben und ihren spannenden Geschichten.
Wären Herwig Oberlerchners Kaffeefiguren Einwohner, würde Klagenfurt mühelos Innsbruck und Salzburg überholen und wäre Österreichs viertgrößte Stadt. Aus 60.000 Exemplaren hat der Psychiatrie-Primar 2000 in seinem neuen Museum versammelt. Das wird heute eingeweiht – unter anderem mit dem Öffnen einer uralten Kaffeepackung, bei der nicht einmal ein Röntgenbild enträtselt, welcher Schatz drinsteckt.
Doch was sind das für Objekte? Und wieso ist Oberlerchner ihnen verfallen?
„Ab den 1950er-Jahren steckte die Firma Linde kleine Plastikspielzeuge in jede Packung Ersatzoder Zichorienkaffee. Die wurden für Kindergenerationen zum Spielzeug der ärmeren Leute, denn Spielsachen waren rar in den Nachkriegsjahren“, erklärt Oberlerchner, der selbst so ein Kind war. Zu seinen schönsten Erinnerungen gehört die Zeit bei den Urgroßeltern, in der er sich mit den Figuren und Objekten befasste: „Ich habe stundenlang Prozessionen aufgestellt und nach Arten, Farben oder Serien geordnet.“
„Hereinspaziert!“– Herwig Oberlerchner lädt ins Museum. Sogar die filigransten Figuren sind intakt
Die Fantasie der Hersteller war grenzenlos: Zirkus, Max und Moritz, der Wilde Westen, Blechautos und -schiffchen, Möbel aus Plastik, Backförmchen, Küchen- und Babysachen, Kosmetikgeräte und und und.
Oberlerchners Kindheitsliebe erwachte neu, als er vor 20
Was? Eröffnung des Museums mit Führung, Überraschungen und Muckefuck (mocca faux).
Wo? Figuren-Museum, Klagenfurt, Kaufmanngasse 5-7.
Wann? Heute, 14 - 20 Uhr.
Normalbetrieb: dienstags 18-20 Uhr, Infos und Anfragen unter
www.lindefiguren.at
Jahren auf einem Flohmarkt ein Linde-Krokodil sah. Danach durchsuchte er den Keller seiner Mutter, entdeckte seine alte Sammlung und vergrößerte sie ständig. Oberlerchner stieß auch auf Kärnten-Bezüge. So mischte etwa die Firma Wenger im Feigenkaffeegeschäft mit. Und Bauernkinder verdienten etwas Geld, indem sie Linde-Schildchen auf Figuren klebten.
Was sagt der Psychiater Oberlerchner über den Sammler Oberlerchner? „Wahrscheinlich ist das Museum ein Gegenpol zu stressigen Tagen. Manchmal komme ich vor oder nach der Arbeit hierher und kann wunderbar entspannen – fast wie früher.“
Ab heute gilt das auch für seine Museumsgäste.