Der Mann, der nicht verstaubt sein will
Gerhard Milletich (65) wird heute zum neuen ÖFB-Präsidenten gekürt.
Das Meinungsspektrum umfasst ein weites Feld, wenn vom künftigen österreichischen Fußballpräsidenten die Rede ist. Die einen stufen Gerhard Milletich als klassischen „Apparatschik“ein, andere zeigten sich bei intensiverem Hinhören „positiv überrascht“von der Person, verknüpft mit der Ansicht, der 65-Jährige könne „was bewegen“. Dies zeigte sich schon bei der Kandidaten-Auswahl, die nur knapp zugunsten des Burgenländers ausfiel. Und in den vergangenen Tagen war wieder Gegenwind zu spüren in Richtung Osten, vor allem aus den westlichen Bundesländern Salzburg und Tirol. Als Obmann des SC Parndorf hatte Milletich den Trainer Andi Heraf nicht beim Klub, sondern bei seinem Verlag angemeldet. Dennoch soll, so sagen es Insider, heute nichts passieren. Der langjährige Chef des burgenländischen Landesverbandes wird zum Nachfolger von Leo Windtner als ÖFB-Präsident gekürt werden. Letzterer bezeichnet den neuen Mann an der höchsten Position als „erprobten Spitzenfunktionär“, der sich stets als „konstruktives Mitglied“im Präsidium erwiesen habe.
Milletich gilt als Selfmademan und ist in seinem Zivilberuf Unternehmer, genauer seit 2004 Geschäftsführer und Miteigentümer des Wiener BohmannVerlags, zu dem nicht weniger als 80 Magazine und Fachzeitschriften gehören. 2020 verlegte Milletich einen Teil der Firma in seine Heimatgemeinde Parndorf.
In seinen ersten öffentlichen Statements hatte der künftige Fußballboss der Republik mit Aussagen zum Teamchef aufhorchen lassen. Er hatte Franco Foda gleich einmal infrage gestellt. Danach hielt sich Milletich zurück, zumal er ohnehin gleich nach Amtsantritt mit der Nationaltrainer-Diskussion konfrontiert sein wird. Dass er den heimischen Fußball revolutionären wird, ist anhand seiner sonstigen Vorab-Äußerungen nicht zu erwarten.
Ob Milletich neue Impulse setzen kann, wird sich weisen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht verstaubt bin“, sagte er auch.