Vom Fluch der falschen Nähe
Die Inseraten-Affäre, die den jungen Kanzler und seine Clique eingeholt und zu Fall gebracht hat, wirft ein Schlaglicht auf das Verhältnis zwischen Politik und Medien im Land. Zeit für eine Neuvermessung.
Österreich ist ein kleines Land. Das ist okay so, denn die Größe war nicht immer ein Segen für den Gang der Zeit. Es ist ein reiches Land, aber es muss kein Reich mehr sein. Mit der Kleinheit ist es klargekommen. Der Komplex hat sich ausgewachsen. Es ist mit sich im Reinen, was das betrifft. Es hat erkannt, dass die Kleinheit mitunter sogar nützlich ist. Man kann sich leichter wegducken und sich dennoch vorteilhaft eingebettet wissen: der Opportunismus der Kleinheit.
Das Bewusstsein vom kleinen Land hat Fallstricke. Einer von ihnen ist der Fluch der falschen Nähe. Man kennt sich. Läuft sich über den Weg. Hebt leichter die Distanz und das Formelle auf. Fällt schneller ins Du. Ins augenzwinkernde Mach-maschon. In eine Vertrautheit, die die Räume öffnet. Das Verhältnis zwischen Politik und Medien ist davon nicht ausgenommen. Man teilt das Parkett und das Bewusstsein, aufeinander angewiesen zu sein. Absichtslos ist diese Nähe selten. Man braucht und missbraucht einander im Einverständnis. Journalisten gehen die Nähe ein, um Hintergründe zu erfahren. Poligehen sie schaft zwischen ein, um Botschaften Medien und Politik: anzubringen. Journalismus, Da ist verstanden viel Falschheit als Pädagogik im Spiel, und im Auftrag das ist das Beste, des vermeintlich
redaktion@kleinezeitung.at das sich über Guten. Das diese berufsbedingte Nähe sagen Gute stellte Fragen nicht, dann lässt. Fällt ein Du, meint es stellten sie die Falschen, und die nichts. Dieses Auspendeln von Guten schauten verstört. In der äußerer Nähe und innerer Distanz Impfdebatte kam das Bild noch ist ein verminter Grat und einmal hoch – als hässliches bleibt es ein Berufsleben lang, Zerrbild der Impfgegner: die vor allem in leitender Funktion, gekaufte Nähe, das Inserat als wo Nähe Alltag ist. „Warum sitzen Prostitutionsbeleg. Die aktuelle wir da?“, fragte diese Woche Anzeigen-Affäre ist deshalb so ein Chefredakteur bei einem toxisch für die Branche, weil sie Hintergrundgespräch im Separee das diffuse Zerrbild zum grellen eines Wiener Gasthauses. Generalverdacht weitet: DIE Die Gastgeber waren nicht türkis. korrumpierte Presse. DIE Friseure Rosenverkäufer und Kellner der Meinungsforschung. umkreisten den Tisch. DIE verkommene Politik. s hilft die permanente Sinnesschärfung: lle drei Pauschalbilder Die Nähe sind Unfug. Sie haben etwas ist legitim, wenn sie dem Zersetzendes. Doch Informationsvorsprung, der Zurückweisung reicht nicht. besseren Einordnung, also der Zeitungen müssen sich erklären. Leserschaft zugutekommt. Ihr Sie müssen darlegen, was hat beim Ritt über den schmalen sie warum tun oder unterlassen. Grat die Loyalität zu gelten, Strukturen, die den mutmaßlich ihr allein. In der Migrationskrise kriminellen Einzelfall eines abgründigen wuchs der Zweifel. Im Unbehagen Dreieck-Handels begünstigt über den Kontrollverlust haben, gehören radikal des Staates entstand das reglementiert. Inserate von Ministerien Bild einer stillen Komplizen- sind per se nicht vertiker
EAwerflich. Medien sind für das Informationsbedürfnis staatlicher Instanzen nicht zuständig. Aber der Inhalt muss Richtlinien gehorchen. Er muss für die Bürger relevant sein. Regierungsinserate, egal auf Bundes- oder Länderebene (Wien!), dürfen nicht länger als verdeckte Medienund unterirdische Boulevardförderung missbraucht werden. Sie verzerrt den Markt durch Willkür, belohnt Wohlverhalten und bestraft Missliebige durch Entzug. Dieser steuerfinanzierten Züchtigungspraxis, mit der Rot, Türkis und Blau gleichermaßen vertraut sind, muss ein Riegel vorgeschoben werden. Der Rechnungshof soll Wache halten. Stattdessen gehört die unterdotierte Presseförderung auf ein international angemessenes Maß angehoben, gekoppelt an transparente Qualitätskriterien, die Maßnahmen zur Zukunftsfähigkeit einbeziehen. Die Bürger sollten dazu in einem Referendum ihre Einwilligung geben. Medienförderung als Demokratieförderung wäre dann der beglaubigte Wille des Volkes und keine gönnerhafte Geste der Macht zur Belebung falscher Nähe.