Bayerns Erdgasreserve liegt unterirdisch in Österreich
Kuriosum: Gasspeicher Haidach wird von Gazprom befüllt, versorgt Süddeutschland, gehört Österreich.
Die Ankündigung von Bundeskanzler Karl Nehammer im Interview in der Kleinen Zeitung, dem russischen Energiemulti Gazprom ein Ultimatum bei der Befüllung des gigantischen Gasspeichers in Haidach bei Salzburg zu setzen, hat international große Wellen geschlagen. Zum einen hängt halb Süddeutschland an Haidach, zum anderen legt sich erstmals auch Österreich mit dem russischen Unternehmen an. Der von Gazprom betriebene Speicher ist derzeit leer – wohl alles kein Zufall.
Haidach ist ein Kuriosum. Die unterirdischen Speicher liegen in Österreich, sind aber von strategischer Bedeutung für Deutschland. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wie auch der deutsche Energieminister Robert Habeck haben der österreichischen Regierung auch brieflich den Ernst der Lage deutlich gemacht.
Haidach ist der zweitgrößte Gasspeicher in Westeuropa, das Volumen entspricht einem Viertel des österreichischen Jahresbedarfs. Die Eigentums- und Besitzverhältnisse sind, wie die „Süddeutsche Zeitung“kürzlich berichtet hat, höchst kompliziert. Die oberirdische Anlage gehört zu zwei Dritteln den Tochterfirmen von Gazprom (Wingas, Gazprom Germania, Centrex), zu einem Drittel der österreichischen Aufsuchungsgesellschaft RAG, die mehrheitlich im Besitz der niederösterreichischen EVN ist. Die RAG ist für den Betrieb und die Wartung zuständig. Die unterirdischen Kavernen, wo das Gas gespeichert wird, gehören wiederum der Republik. Für die Vermarktung und Befüllung sind allerdings die beiden GazpromTöchter Astora und GSA verantwortlich. Gazprom Germania wurde vor einigen Wochen von Habeck unter staatliche Aufsicht gestellt.
Im Interview hatte Nehammer Gazprom aufgefordert, Haidach umgehend aufzufüllen. „Wenn dieser nicht gefüllt wird, überlegen wir uns Maßnahmen, damit er gefüllt werden muss.“Eine Verstaatlichung des Gazprom-Speichers in Haidach lehnte der Bundeskanzler aber ab. Es gebe andere Möglichkeiten, um auf den Speicher zuzugreifen. „Das heißt ,use it or lose it’. Wenn du ihn benutzt, ist alles okay, wenn du ihn nicht benutzt, können andere Firmen darauf zugreifen.“Wie lange der Energieriese Zeit hat, den Gasspeicher bei Salzburg zu füllen, wollte Nehammer nicht sagen.