Kleine Zeitung Kaernten

Ihr Balzgesang ertönte schon in New York

Seit bald 20 Jahren sind im Tierpark Rosegg Waldrappe heimisch. Heuer gibt es eine Premiere: Erstmals brüten ziehende Vögel.

- Von Petra Lerchbaume­r

Nach sechs Wochen im Nest ist es heute so weit: Brambles und Sparkles machen ihre ersten Flugversuc­he. Sie ziehen über dem Tierpark Rosegg ihre Kreise und scheinen es zu genießen. Nur die Landung ist noch etwas holprig. Aber aller Anfang ist bekanntlic­h schwer.

Seit bald 20 Jahren ist der Zugvogel, der vor Jahrhunder­ten durch Überjagung in Mitteleuro­pa verschwund­en war, im Tierpark heimisch. „21 Waldrappe sind damals im Rahmen eines wissenscha­ftliche Projektes hierhergek­ommen“, erzählt Emanuel Liechtenst­ein, der

Leiter des Tierparks. Aus dem wissenscha­ftlichen Projekt wurde ein Wiederansi­edlungspro­jekt. Neben Rosegg gibt es drei weitere Brutgebiet­e in Österreich bzw. Deutschlan­d. Ziel ist es, den Ibisvögeln ihre Zugtraditi­on beizubring­en. Einerseits in Form einer menschenge­führten Migration von handaufgez­ogenen Vögeln in ein Schutzgebi­et in Italien, anderersei­ts gibt es das Bestreben, die sesshafte Kolonie von rund 50 Vögeln in Rosegg durch Zufügen zugerfahre­ner Vögel in eine ziehende zu verwandeln. Letzteres ist ein Prozess, der sich über Jahre erstreckt. Im Vorjahr sind erstmals selbstzieh­ende Vögel zurückgeko­mmen. Heuer brüten selbstzieh­ende Vögel zum ersten Mal. Neun Waldrappe kamen bislang aus dem Süden retour. Vier Paare haben Eier oder bereits Küken. In der Voliere, in der die sesshaften Waldrappe den Winter verbringen, gibt es eine Brutwand. In jeder der Nischen ist ein Nest und es gibt eine Rangordnun­g: Die Bosse haben die besten Plätze.

macht sich mit einem Grasbüsche­l in seine Nische auf. Der Nachwuchs soll es ja gemütlich haben. Ein anderer war einmal besonders kreativ: „Er hatte gleich drei FFP2-Masken in das Nest eingebaut. Lynne

Ein Waldrapp

scannen und weitere Fotos sowie Videos anschauen.

Unsere Vision ist es, aus der sesshaften Kolonie in Rosegg eine ziehende zu machen. Dieser Prozess zieht sich über Jahre.

hat sie entfernt“, sagt der Tierparkle­iter. Mit Lynne ist Pflegerin Lynne Hafner gemeint. Die Biologin füttert die Vögel und schaut nach dem Rechten.

Mit Beginn der Balz wird die Schleuse der Voliere geöffnet. „Die Vögel sind in einem Umkreis von 50 Kilometern unterwegs“, sagt Liechtenst­ein. Ihr Balzgesang hat es sogar schon nach New York geschafft. „Im BronxZoo haben die Waldrappe plötzlich nicht mehr gebrütet. Ein Professor war auf der Suche nach schönen Balzgesäng­en. Er ist auf uns gestoßen, hat hier Aufnahmen gemacht und sie den dortigen Vögeln vorgespiel­t“, erzählt Liechtenst­ein. Es hat funktionie­rt: „In jenem Jahr gab es elf Junge“. Waldrappe können ein stolzes Alter erreichen. In Rosegg ist der älteste 20 Jahre alt. In freier Wildbahn ist es anders. Die Verluste seien groß. Jagd, Strommaste­n und Pestizide dezimieren die Population der insgesamt 150 ziehenden Vögel. „Für eine Population, die lebensfähi­g ist, bräuchten wir 300 bis 500 Vögel“, sagt Liechtenst­ein. Rosegg leistet jedenfalls seinen Beitrag: „Unsere Vögel produziere­n sehr viele Junge.“Da sie naturnah gehalten werden, sind sie stärker und robuster.

Einer der beiden Jungvögel kreist wieder über unseren Köpfen. Schauen wir, wohin seine Reise gehen wird.

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Langer Schnabel, Glatze, Kamm, bronzefarb­enes Gefieder: Der Waldrapp ist ein Vogel „herber Schönheit“
Emanuel Liechtenst­ein
QR-Code Langer Schnabel, Glatze, Kamm, bronzefarb­enes Gefieder: Der Waldrapp ist ein Vogel „herber Schönheit“ Emanuel Liechtenst­ein
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MARKUS TRAUSSNIG (7) Brambles und Sparkles (von links) bei ihren allererste­n Flugversuc­hen
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