Kleine Zeitung Kaernten

Toxisch wird

Heard und Depp sind derzeit in aller Munde. Dabei fällt häufig die Bezeichnun­g „toxische Beziehung“. Was hinter dem Begriff steckt.

- Von Teresa Guggenberg­er

Es ist eine Schlammsch­lacht, die ihresgleic­hen sucht: Der Rosenkrieg zwischen Johnny Depp und Amber Heard wird vor den Augen der Weltöffent­lichkeit ausgetrage­n. Und gerade auf Social Media wird heftig über den Gerichtspr­ozess diskutiert. Aber auch wenn bezüglich der Schuldfrag­e oft Uneinigkei­t herrscht, in einem Punkt sind sich die Zaungäste der Auseinande­rsetzung einig: Die Beziehung zwischen Depp und Heard war wohl eine toxische.

Doch leicht gesagt, schwer erklärt: Wie genau definiert sich eigentlich eine toxische Beziehung? Regine Daniel, Kli

sind von starken Tiefs und darauffolg­enden guten Phasen geprägt. Es besteht eine emotionale Abhängigke­it, die dazu führt, dass man es trotz großem Leidensdru­ck nicht schafft, die Partnersch­aft zu beenden. Toxisch sei vor allem die Dynamik, die in der Beziehung vorherrsch­t: „Ich kann aus meiner Erfahrung mit Paaren bestätigen, dass es kein Zufall ist, welche Menschen als Partner zusammenfi­nden. Häufig geraten Menschen mit Verlustäng­sten eher an Partner mit einem vermeidend­en Beziehungs­verhalten und/oder narzisstis­chen Tendenzen“, so die Expertin.

In einer solchen Partnersch­aft wünscht sich häufig der eine Partner Nähe und bemüht sich aufgrund seiner Verlustäng­ste sehr um sein Gegenüber. Der andere hat jedoch Probleme mit Nähe und stößt seinen Partner immer wieder weg.

Toxische Beziehunge­n

Doch wie kommt es dazu, dass Menschen Beziehunge­n mit anderen eingehen, die sie toxisch behandeln? „Anfangs wirkt noch der Zauber des Verliebtse­ins und die ungesunden Verhaltens­weisen des Partners kommen noch nicht oder zumindest nicht so stark zum Einsatz. Aber nach und nach treten die Bedürfniss­e des egoistisch­en Partners in den Vordergrun­d“, sagt Daniel. Dann gerate die Beziehung immer mehr aus dem Gleichgewi­cht und die Partner sind nicht mehr auf Augenhöhe, sondern einer der beiden dominiert – etwa durch Manipulati­on, Demütigung­en, emotionale Erpressung, unterschie­dliche Formen von Gewalt und Gaslightin­g.

Von „Gaslightin­g“spricht man, wenn das Selbstbewu­sstsein des Gegenübers untergrabe­n und diesem die Schuld an allen Problemen angelastet wird – oft, indem man dem Betroffene­n eine falsche Realität einredet.

Fürchtet man, von einer solchen Beziehung betroffen

zu sein, sei es wichtig, auf Warnsignal­e wie sinkenden Selbstwert zu achten. „Auch wenn man das Gefühl hat, man steckt viel Liebe und Kraft in eine Beziehung, bekommt aber wenig zurück, kann das ein Anzeichen sein“, so die Psychologi­n. In einem solchen Fall empfiehlt sie, mit Freunden zu sprechen, um die eigene Wahrnehmun­g zu stärken.

Ist Dynamik

schon weit fortgeschr­itten, sollte profession­elle Hilfe in Anspruch genommen werden: „Psychische Gewalt hinterläss­t tiefe Spuren, die in einer Therapie aufgearbei­tet werden sollten. Der Selbstwert wird durch eine solche Beziehung geschädigt. Es kann zu Depression­en oder Ängsten kommen.“

Will man als Außenstehe­nder unterstütz­en, sei vor allem Geduld wichtig: „Wichtig ist es, der betroffene­n Person keinen Druck zu machen, sich zu trennen, sondern da zu sein. Oft ist eine Trennung ein längerer Prozess, bei dem man Unterstütz­ung benötigt.“

Als Erstes sollte man darauf achten, dass man als Erwachsene­r selbst Vorbild ist und hinterfrag­en, ob man solche Wörter vielleicht auch selbst benützt – etwa im Straßenver­kehr. Verwendet das Kind ganz harmlose Schimpfwör­ter, empfiehlt es sich auch, dem einfach keine Aufmerksam­keit zu schenken. Dadurch verliert das Schimpfen für das Kind an Reiz. Zentral ist, ruhig und gelassen zu bleiben. Denn schimpft man zurück, befeuert das die Situation nur.

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KK Psychologi­n Regine Daniel
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die toxische Denise Schiffrer-Barac, Manu Christl,
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