Kleine Zeitung Kaernten

Erdog˘ ans gefährlich­es Spiel mit dem Veto

Schweden und Finnland unterzeich­nen Beitrittsa­nträge – der Veto-Streit geht weiter.

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Die beiden nordeuropä­ischen Länder Schweden und Finnland kommen dem Beitritt zur Nato näher: Schwedens Außenminis­terin Ann Linde unterzeich­nete gestern wie auch ihr finnischer Amtskolleg­e Pekka Haavisto einen Mitgliedsa­ntrag. Nun müssen alle 30 Mitgliedss­taaten zustimmen. Aus dem Militärbün­dnis waren die Reaktionen positiv – außer von einem: dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdog˘an. Er irritierte die gesamte Allianz mit der Drohung eines Vetos gegen die möglichen Beitritte.

Ursprüngli­ch argumentie­rte der türkische Staatschef damit, dass Schweden und Finnland anti-türkischen Organisati­onen wie der kurdischen PKK Unterschlu­pf böten. Doch seine zunächst so klare Ansage – die beiden Länder könnten sich die Entsendung von Verhandlun­gsdelegati­onen gar sparen – wurde bereits kurz darauf entkräftet: Ein Berater des Präsidente­n sagte, dass Ankara die Tür zur Nato für Helsinki und Stockholm nicht zugeschlag­en habe.

Nun geht der Streit um die Veto-Drohung in die nächste Runde. Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn warf Erdog˘an wegen dessen Haltung eine „Basar-Mentalität“vor. Seiner Meinung nach gehe es der Türkei gar nicht um die Kurdenfrag­e, sondern um etwas ganz anderes: nämlich Zugeständn­isse bei Rüstungsli­eferungen. 2019 kaufte die Türkei russische Luftabwehr­raketen, was für Spannungen mit den USA sorgte. Washington verhängte Sanktionen und legte einen Kaufvertra­g mit der Türkei über US-Kampfflugz­euge auf Eis. Ankara wollte daraufhin zumindest mit älteren Flugzeugen entschädig­t werden.

Dass es tatsächlic­h zu einem türkischen Veto kommen wird, ist für politische Beobachter unwahrsche­inlich. Nichtsdest­otrotz sei Erdog˘ans Spiel mit dem Veto ein gefährlich­es.

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