„Ich will leben, ich will nicht sterben“
Wenn Leser appellieren, Menschen leben zu lassen, und meinen „Killing for freedom is like fucking for virginity“.
Es erinnert an die Debatten über Corona. Die einen rufen „Liefert Waffen“, die anderen „Keine Waffen, stoppt das Morden“. Beide stehen sich fast schon ebenso unversöhnlich gegenüber wie die Verteidiger von Lockdown-Maßnahmen und ihre Kritiker, die „Diktatur“riefen. Ein Leser fordert, weder dem ukrainischen Präsidenten noch Putin eine Plattform zu bieten, sondern „nur mehr den Soldatenmüttern, die ihre Söhne in diesem kollektiven Wahnsinn verloren haben“. „Sichtbarmachung des Leides dieser
Menschen“wünscht er sich. „Nie wieder Isonzo, Stalingrad, Dresden, Hiroshima? Das ist jetzt offensichtlich vorbei“, klagt er und wirft nicht nur Putin, sondern auch Medien, Politikern wie den Grünen in Deutschland „verantwortungslose Kriegshetzerei“vor.
„Russische Schuld, ukrainische Schuld, meine Schuld, niemandes Schuld? Egal, es geht um Menschenleben!“, schreibt er. „Killing for freedom is like fucking for virginity“, zitiert er einen Vietnam-Soldaten. lso einer, der eine TäterOpfer-Umkehr betreibt und vergisst, dass auch Kapitulationen nicht immer bedeuten, Menschen zu retten? Wer Frieden wünscht, blendet vieles aus. Oder wünscht, dass Medien nur mehr die Fratze des Krieges, das Schreien der Verletzten, die toten Kinder, die
Ablutenden Wunden zeigen. Und nicht die sachlichen Analysen der Militärexperten über Frontverläufe, Stellungskämpfe, die den Eindruck erwecken, es handelt sich um Figuren auf einem Schachbrett und nicht um Menschen, die verbluten. Wie meinte SPÖ-Obfrau Rendi-Wagner? Nur zu sagen, „hier habt ihr Waffen, kämpft bis ihr umfallt, kann nicht die Einstellung Europas sein“. Eine Ukrainerin, die flüchtete, brachte ihre Einstellung im ORF auf den Punkt: „Ich will leben, ich will nicht sterben.“