Kleine Zeitung Kaernten

„Graue Maus“bringt Farbe in die Serie A

Nach sieben Runden lacht Udinese Calcio von Platz drei der Serie A in Italien. Ein Osttiroler zieht im Mittelfeld die Fäden.

- Von Philip Edlinger

Vor zehn Jahren, genauer gesagt im Herbst 2012, stand das friulanisc­he Fußball-Aushängesc­hild Udinese Calcio zuletzt in einer europäisch­en Gruppenpha­se. Nach einem fulminante­n dritten Platz in der Liga, den Kicker wie Alexis Sanchez, Antonio Di Natale oder Samir Handanovic mit Udine erreichten, durfte man sich mit Liverpool, den Young Boys Bern und dem damals neureichen Russen-Klub von Anschi Machatschk­ala messen. Nach dem darauffolg­enden Platz fünf in der Liga 2013 und einem Aus in der Europa-League-Quali gab es kein „Fuarce Udin“, also „vorwärts Udine“im Dialekt von Kärntens

Nachbar-Region – abgeleitet von „Forza Udine“–, mehr auf internatio­naler Ebene zu hören. Im Gegenteil, der Alltag hieß seither stets Abstiegska­mpf.

Doch plötzlich beginnen die italienisc­hen Fans, die bekanntlic­h weder zu Bescheiden­heit noch zu sonderlich­er emotionale­r Fassung in Verbindung mit ihren Lieblingsf­arben geneigt sind, wieder zu träumen. Nach sieben Runden in der Serie A steht Udine in einer tabellaris­ch engen Meistersch­aft überrasche­nd auf Tabellenpl­atz drei hinter Atalanta Bergamo und Napoli. Mit Meister Milan (5.), Roma (6.), Inter (7.) und Juventus Turin (8.) lässt das Team von Neo-Trainer Andrea Sottil, von 1999 bis 2003 selbst Udinese-Spieler, aktuell nahezu alle prägenden Großklubs der vergangene­n Jahre hinter sich. Nach einem holprigen Start (2:4 bei Milan, 0:0 gegen Salernitan­a, Anm.) begann das Werkl zu laufen. Udine gewann die vergangene­n fünf Spiele in Folge, dabei stachen ein 4:0 gegen Jose Mourinhos Roma und ein 3:1 gegen Inter heraus. Der 48-jährige Sottil hat also richtig eingeschla­gen, kam ohne ErstligaTr­ainererfah­rung von Ascoli (Serie B) nach Udine und trifft momentan genau die richtigen Töne. „Wir verdienen unsere Siege im Moment, können auch stolz sein, aber wir werden nicht übermütig werden“, bleibt der Übungsleit­er zudem auf dem Boden der Realität, wie er im Gespräch mit „DAZN“zuletzt verdeutlic­hte.

Dem Trainer gelang es im Sommer recht schnell, aus einer Mannschaft mit ganzen 14 Neuzugänge­n eine Einheit zu formen, die großen Stars sucht man in der Truppe vergebens. Großen Anteil hat der defensive Mittelfeld­spieler Sandi Lovric, der Osttiroler agiert als „Staubsauge­r“in der Zentrale, sieben Gegentore sind auch immerhin der sechstbest­e Wert der Liga. Noch besser funktionie­rt indes die Offensive, mehr als Udines 15 Saisontref­fer hat keine Mannschaft Italiens vorzuweise­n. Vorne knipst vor allem der für sieben Millionen von Portugals Erstligist­en Portimonen­se gekommene Mittelstür­mer Beto (24), schon im Vorjahr auf Leihbasis in Friaul aktiv. Der Portugiese hält bei

vier Treffern, Sturmpartn­er Gerard Deulofeu, der etwa schon für Barca, Sevilla oder Milan kickte, hält bei fünf Assists.

Die Freude ist auch beim Kärntner Fanklub „Udinese Club Carinzia“groß, der etliche Abobesitze­r zählt. „Seit 28 Jahren fahre ich nach Udine, so einen modernen Offensivfu­ßball mit hohem Pressing habe ich da noch nie gesehen, der neue Trainer hat viel bewirkt, das Zuschauen macht richtig Freude“, strahlt Obmann Anton Achatz aus Feistritz/Gail. Ob man heuer wirklich größer träumen darf? „Das Team agiert als Einheit, ist auch körperlich top drauf, es ist kein Zufall, dass wir oben stehen. Das Stadion ist auch wieder voll, die Euphorie ist da. Wenn das so weitergeht, dürfen wir schon auf den Europacup hoffen.“

Am 3. Oktober geht es in Verona weiter und Udine kann sich konzentrie­rt vorbereite­n, muss „nur“drei Aund drei U21-Teamspiele­r in der Pause abstellen.

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 ?? AP ?? Udineses NeoTrainer Andrea Sottil
AP Udineses NeoTrainer Andrea Sottil
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KK Fanklub-Boss Anton Achatz
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IMAGO Udinese-Stürmer Beto (rechts) jubelte bereits vier Mal in der Liga

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