Neue Methoden der Frauenverbesserung
Irgendwo geht es immer noch dünner, runder, glatter, weicher, sinnlicher.
Wir müssen über Wangenfett reden. Nein, das ist nicht das, was auf der Backe glänzt, wenn man sich eventuell eine Spur zu enthusiastisch in seine Portion Chicken Wings vertieft hat. Sondern das von der Natur zwecks Auspolsterung des menschlichen Gesichts unter den Backenknochen eingelagerte Fettgewebe. Das stört jetzt und muss entfernt werden. Chirurgisch und ab 3000 Euro.
Nach der Bichektomie genannten OP sieht das Gesicht schmäler aus, die Backenknochen treten hervor, und das ist offenbar so super, dass sich gerade die Gossip-Magazine mit Berichten darüber füllen, welche Promis sich dem Eingriff bereits unterzogen haben; über andere wird mit VorherNachher-Fotos lang und breit spekuliert. Überraschung: Es sind nur Frauen.
Jetzt ist die Frauenverbesserung bekanntlich ein globales Business mit ehrwürdiger Tradition (siehe u. a.: Lotosfuß, Giraffenhals, Genitalverstümmelung, Korsett), aber man staunt doch immer wieder darüber, wo am weiblichen Körper sich noch Stellen finden, die dringend einer Überarbeitung bedürfen. Body Positivity? Geschenkt!
Nach wie vor genügen Frauen nie so, wie sie von Natur aus sind; immer muss es irgendwo dünner, runder, glatter, weicher, sinnlicher sein, gestern sollten wir dürr wie das Solettimännchen ausschauen, heute geht es nicht ohne Bowlingkugelpopo. Und immer finden sich Falten, die es mit Skalpell, Botox, Fillern zu glätten gilt, Haare, die entfernt oder verdichtet werden müssen, und wer für all diese Eingriffe einfach nicht den nötigen Knödel hat, kann es billiger mit Tuchmaske, Jaderoller und Shapewear versuchen. Mir zum Beispiel wurden schon Jeans mit dem Versprechen verkauft: Hinternlifting dank besonders raffiniertem Zuschnitt. Aber seien wir uns ehrlich, der Lift fuhr nicht einmal bis in den ersten Stock.
L etztlich klingt im Hype um die Bichektomie das alte Lied davon an, dass Frauenverbesserung stets nur eine Konstante hat (und man wird den Verdacht nicht los, auch nur einen Zweck): sich unzulänglich, unvollkommen, fehlerhaft zu fühlen. Oder man macht seinen Frieden mit dem Wangenfett. Darauf eine Portion Chicken Wings!