Jetzt stürmen die Chinesen ihre Restaurants
Die neue Freiheit nach den Lockdowns bringt neue Probleme: Nach drei Jahren Pandemie sind Lokale dem Andrang nicht gewachsen.
Irgendjemand hat wohl ein allgemeines Startkommando gegeben, ohne dass ich davon etwas bemerkt hätte. Jedenfalls bildeten sich vor den Pekinger Restaurants wie aus dem Nichts plötzlich lange Warteschlangen von hungrigen Menschen. Vor genau jenen Restaurants, in denen Tage zuvor gähnende Leere geherrscht hatte.
Das große Fressen hat also begonnen. Oder besser gesagt, es wird in diversen Gaststätten fortgesetzt, nachdem man sich über die Feiertage zu Hause bei Mutter den Bauch vollschlagen hatte müssen. Das gemeinsame Familienmahl ist ein wichtiger Teil des chinesischen Neujahrsfestes. Und der gemeinsame Restaurantbesuch ist wichtiger Bestandteil des wirtschaftlichen Aufschwungs, der jetzt nach drei langen Jahren der Pandemie verordnet wurde.
Doch das mit dem Auswärtsessen gestaltete sich aus mehreren Gründen schwierig. Zum einen waren viele Gaststätten noch geschlossen, weil die Betreiber noch in den Neujahrsferien weilten. Andere wiederum, die bereits geöffnet hatten, vermissten noch ihre Köche und Kellner, die feiertagsbedingt übers ganze Land verstreut sind. Aber selbst ein freier Tisch und die Anwesenheit von Köchen waren noch keine Garantie für einen gastronomisch gelungenen Abend. „Tut uns leid, aber uns sind die Lebensmittel ausgegangen, wir können die meisten Gerichte nicht mehr zubereiten“, mussten einige Wirte zerknirscht den Gästen mitteilen.
Ungeklärt ist auch noch der größte Aufreger der diesjährigen „Silvester“-Show im chinesischen Staatsfernsehen. Dort erregte ein junger Mann im Publikum Aufsehen, als eine TV-Kamera während der Liveübertragung kurz auf ihn schwenkte.
Er wirkte derart gelangweilt und desinteressiert am Geschehen auf der Bühne, wie man es höchstens noch von Greta Thunberg bei einem Formel-1-Rennen erwarten würde. Und das ausgerechnet vor dem größten TV-Publikum der Welt, mehr als eine Milliarde Menschen sehen diese TV-Show zum Jahreswechsel.
Über das Schicksal des Gelangweilten wird seither in den sozialen Medien heftig diskutiert. Aber auch über die Frage, ob nach der Reisewelle nun auch eine zweite Infektionswelle über China hinwegrollen wird. Manche Experten sagen: Nein, weil das Virus schon vor dem Neujahrsfest überall war. Andere Experten wiederum meinen, dass das Virus nicht unterschätzt werden dürfe.