Teures Bier: Wirte fürchten um Gäste
Fassbier wird um fast 10 Prozent teurer. Was Wirte dazu sagen und warum die Gaststuben künftig leerer werden könnten.
Das grüne Schild mit der Aufschrift „Heineken“ist auch bei starkem Schneefall schon von Weitem an der Hausfassade zu erkennen. Ein Freund großer Konzerne ist Wolfgang „Picco“Radda jedoch nicht, wie der Betreiber des Kultlokals Gates in Klagenfurt gesteht. Die letzten lagernden Flaschen Heineken-Bier würden noch ver-, aber keine neuen mehr eingekauft. Die grüne Reklame komme weg, ein neues Schild sei auf dem Weg.
Der Ärger bei Wolfgang Radda ist groß. Die Brau UniÖsterreichs führendes Brauunternehmen und zugleich Tochter von Heineken, hat unlängst angekündigt, die Preise für das Bier der dazugehörigen Brauereien zu erhöhen. Ab Februar sollen Biere von Gösser, Puntigamer oder Villacher für Gastwirte im Schnitt um 9,5 Prozent teurer werden. Erst im Herbst waren die Preise für ein Fass Bier empfindlich um durchschnittlich acht Prozent angehoben worden.
„Wenn ich das weitergebe, dann habe ich keine Gäste mehr“, sagt Radda. Denn beim „Grundnahrungsmittel“Bier seien die Menschen weit sensibler als bei anderen Lebensmitteln. Derzeit koste das Bier bei ihm noch weniger als fünf Euro, eigentlich müsste es schon längst darüber liegen. Da traue sich laut Radda aber niemand drüber. „Das würde uns ganz böse wehtun“, prophezeit der Wirt.
Weniger dramatisch beurteilt Paul Haas den Preis von fünf Euro als kritische Schwelle. Beim Überschreiten der Vier-Euro-Marke vor ein paar Jahren habe es ähnliche Bedenken gegeben, ein Sturm der Entrüstung seion,
tens der Biertrinker sei aber nicht ausgebrochen, so der Betreiber mehrerer Klagenfurter Gastrostätten (Zum Augustin, Landhaushof, Domgassner), der den Preis in seinen Lokalen vorerst nicht erhöhen möchte.
In dieselbe Kerbe schlägt Gunther Grün. Zwar kündigt er an, seine Preise erhöhen zu müssen. Die Kunden seien es mittlerweile aber gewohnt, weil ohnehin alles teurer würde, so der Chef des Gasthofs Annenhof in Villach: „Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Bierpreis wieder steigen sollte.“
Geht es nach dem Kärntner Gastro-Obmann Stefan Sternad, müsse ohnehin differenziert werden. „Den einen Bierpreis gibt es nicht“, stellt Sternad fest. Dieser hänge etwa vom Produkt ab oder ob jemand oben am Berg oder im Stadtzentrum ausschenke. Letztendlich, so der Wirtesprecher, entscheide der Unternehmer, welchen Preis er verlangen will und kann.
Die drei Gastwirte monieren allerdings unisono, dass die Preisanstiege weniger den Handel, als vielmehr die Gastwirte beträfen. Das wiederum könne im schlimmsten Fall dazu führen, dass Kunden seltener Wirtsstuben besuchen und Bier vermehrt daheim konsumieren. Aus Konsumentensicht sei das völlig verständlich, unterstreicht Sternad. Für pandemiegebeutelte Gastronomen stellt sich das Duell mit Rabattschlachten im Handel als fatal heraus. „Schon während Corona sind die Konsumationen zu Hause gestiegen, jetzt wird das weiter befeuert“, sagt Haas.
Wolfgang Radda ist der Ansicht, Wirte würden hier allein im Regen stehen gelassen und rechnet vor, wie viel günstiger ihm Bier aus der Flasche im Vergleich zu jenem aus dem Fass komme. Er lebe zwar wesentlich von Stammkunden, die durchaus Verständnis für Preiserhöhungen zeigten. Er überlegt aber mittlerweile, Bier aus Tschechien zu importieren. Auch wenn er das eigentlich nicht möchte: „Dort kostet das Bier die Hälfte.“
Biertrinker bleiben Biertrinker. Aber Bier ist ein „Grundnahrungsmittel“. Beim Bier sind die Leute sensibler als bei anderen Lebensmitteln. Wolfgang Radda